Folge 02 - Durch die Berliner Betonwüste
Shownotes
Ihre abenteuerliche Reise führt unsere kleinen Fischotter weiter nach Berlin – zwischen Straßenlärm, Kanalisation und Großstadttrubel.
In diesem Podcast begleiten wir junge Fischotter auf ihrer Reise durch Deutschland. Getrieben von Neugier und Sehnsucht nach einem geeigneten Lebensraum folgen die kleinen Otter den Flüssen gen Westen, wagen sich über gefährliche Straßen und durch überfüllte Städte. Doch auf ihrem Weg lauern Abenteuer und Gefahren auf sie.
„Otterland“ ist ein Storytelling-Podcast, der eine fiktive Geschichte über eine Otterfamilie quer durch Deutschland erzählt, basierend auf realen Erfahrungen und Fakten zu Fischottern. Ein Hörabenteuer über Mut, Hoffnung, Verlust und die Suche nach einem Zuhause. Gelesen von Michael Lott und Christin Hildebrandt.
“Otterland“ erscheint im Rahmen des Projekts „Deutschland wieder Otterland“ – ein Podcast der Deutschen Umwelthilfe, produziert von Studio36. Das Projekt “Deutschland wieder Otterland” wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Dieser Podcast gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.
🔗 Link zu Folge 1: Tödlicher Asphalt in Brandenburg
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Transkript anzeigen
00:00:07: Es ist Abend.
00:00:10: In der Dämmerung gleiten die beiden jungen Fischotter Felix und Fritzi schnell durch das kühle Wasser der Berliner Havel.
00:00:17: Sie sind auf der Suche nach einem neuen Zuhause.
00:00:20: Vor wenigen Wochen haben sie ihre Mutter und ihr vertrautes Revier in Brandenburg verlassen.
00:00:25: Ein natürlicher Schritt im Leben junger Otter, wenn sie etwa ein Jahr alt sind.
00:00:29: Nun schwimmen Felix und Fritzi nach Süden.
00:00:32: Ihre Reise führt sie durch eine sich verändernde Landschaft.
00:00:35: Die Ufer, an denen sie bisher Schutz und Ruheplätze fanden, werden seltener.
00:00:40: Stattdessen nehmen Siedlungen zu.
00:00:42: Statt Bäumen und Sträuchern säumen Straßen und Gebäude die Flussufer.
00:00:46: Die Geräusche und Gerüche, der sich nähern, denn Großstadt sind ungewohnt für die sensiblen Sinnesorgane der Tiere.
00:00:54: Felix und Fritzi schwimmen im Schutze der Nacht.
00:00:57: Hin und wieder verlassen sie das Wasser und laufen entlang der Ufer, wenn ausreichend Bewuchs ihnen Deckung bietet.
00:01:03: In manchen Nächten legen sie dabei bis zu zwanzig Kilometer zurück.
00:01:08: Auch bei Dunkelheit können für junge Fischotter Gefahren außerhalb des Wassers lauern.
00:01:14: Als die beiden eine Flussabzweigung erreichen, folgen sie der Strömung.
00:01:18: Die beiden wissen nicht, dass sie gerade von der Havel in die Spree einbiegen und sich damit auf den Weg in eine Million stattmachen.
00:01:26: Berlin.
00:01:28: Die beiden jungen Otter werden im immer enger werdenden Fluss weitergezogen.
00:01:33: Wie sollen sie in dieser urbanen Umgebung aus Stein, Stahl und Beton überleben oder sogar ihr eigenes Revier finden?
00:01:56: Podcast rund um den Fischotter in Deutschland.
00:01:59: In dieser Folge begleiten wir die jungen Otter auf ihrer abenteuerlichen Reise durch Berlin
00:02:04: zwischen
00:02:05: Straßenlärm, Kanalisation und Großstadttrubel.
00:02:17: Felix und Fritzi gleiten durch das kühle Nass.
00:02:20: Mit jedem Schwemmzug nehmen ihre empfindlichen Sinne neue fremdartige Eindrücke wahr.
00:02:25: Es riecht streng für die feinen Otterschnurzen und auch an die ungewohnte Lautstärke müssen sie sich erst noch gewöhnen.
00:02:32: Das vertraute Plätschern des Wassers wird von einem konstanten Brummen und Rauschen von Autos überlagert.
00:02:39: Grelle Lichter durchbrechen die Nacht und spiegeln sich auf der Wasseroberfläche wieder.
00:02:44: Aus dem Revier ihrer Mutter sind sie pechschwarze Nächte gewöhnt.
00:02:48: Doch es bleibt keine Zeit, sich lange damit aufzuhalten.
00:02:51: Die Otter sind hungrig.
00:02:53: Fritzi startet einen Jagdversuch und taucht unter.
00:02:56: Sein Körper ist perfekt an die Strömung angepasst.
00:02:59: Doch ungewohnte Schwingungen lenken ihn ab.
00:03:02: Seine sensiblen Tastare registrieren kaum Bewegungen von Beutefischen.
00:03:07: Enttäuscht und mit leerem Magen taucht er wieder auf.
00:03:13: Felix wartet in der Nähe einer glatten, harten Wand anstelle weicher Uferböschungen.
00:03:18: Aus der Ferne nimmt er unbestimmten Lärm wahr, der näherzukommen scheint.
00:03:23: Das dunkle Wasser vibriert.
00:03:25: Ein großes Schiff nähert sich den kleinen Ottern.
00:03:29: Instinktiv tauchen Felix und Fritzi in die Tiefe.
00:03:32: Die Otter werden von den Wellen hin und hergeworfen, können die Richtung nicht halten und kaum zum Luftholen auftauchen.
00:03:43: Hintergrundinformationen zum Fischotter von Christine Hildebrandt, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Otterland-Projekt.
00:03:54: Fischer davorkommen sind streng nahrungslimitiert.
00:03:57: Das bedeutet, wenn ein Otter nichts zu fressen findet, ist das Gebiet als Lebensraum ungeeignet.
00:04:02: Neben Futter sind strukturreiche Ufer das Wichtigste, denn Otter brauchen zahlreiche Versteckern in ihrem Revier.
00:04:08: In ihrer Aktivitätsphase bewegen sie sich am Wasser entlang, immer auf der Suche nach Fischen oder nach Annabeutetieren.
00:04:15: Auf der Speisekarte stehen auch Amphibien, Krebsen, kleine Säugetiere und Vögel.
00:04:20: Nach einer erfolgreichen Jagd und dem Verzehr ihrer Mahlzeit folgt meistens eine Ruhepause, bis es einige Stunden später wieder losgeht.
00:04:28: Denn ihr schneller Stoffwechsel sorgt für einen hohen Energiebedarf, der durch Fisch am besten gedeckt wird.
00:04:34: Sie brauchen etwa fünfzehn Prozent ihres Eingewichts an Futter pro Tag.
00:04:39: Bei einem ausgewachsenen Rüden, der durchschnittlich um die neun Kilo wiegt, werden das ungefähr eins Kommen drei fünf Kilogramm Futter über den Tag verteilt.
00:04:48: Im Winter, wenn es besonders kalt ist, benötigen Fischotter sogar bis zu zwanzig Prozent Futter.
00:04:53: Sie haben keine wärmende Fettschicht und müssen viel Energie verbrennen, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten.
00:05:00: Verstecke zum Ausruhen und natürlich, um dort den Tag sicher zu verschlafen, sind also essentiell.
00:05:05: Der Ausbau und die Begradigung von Gewässern stehen im krassen Gegensatz dazu.
00:05:11: Denke ich an Berlin sind die Ufer dort meistens in Beton und Stahl eingefasst, mit hohen Wänden, aus denen es kaum Entkommen gibt.
00:05:18: Weitere Hindernisse sind Schleusen, die einen kräftigen Sog entfalten können, Motoren von Booten und Schiffsschrauben haufenweise Müldärmwasser treibt.
00:05:26: Otter sind sehr gute Schwimmer und Taucher, aber auch sie werden irgendwann müde.
00:05:31: Können sie das Wasser nicht verlassen, besteht selbst für Otter die Gefahr zu ertrinken.
00:05:36: Tatsächlich gibt es mittlerweile einige wenige Hinweise auf Otter auch in Berlin.
00:05:40: Doch die finden sich vor allem in den ruhigen und naturnahren Gebieten.
00:05:45: Solange ausreichend Fische und andere Beutetier in den Stadt gewässern und Verstecke an den Ufern oder Inseln gefunden werden können, scheinen die Otter also auch diese ansonsten eher suboptimalen Gebiete zu besiedeln.
00:05:58: Wie hoch der Reproduktionserfolg jedoch ist, ist unterschiedlich und schwer zu messen.
00:06:03: Denn an der Art verbauten Ufern gibt es wenig Orter, an denen Fischotter markieren und ihre Losung also den Kot absetzen können.
00:06:11: Und damit auch für die Wissenschaftlerinnen wenig auffindbare Nachweise und DNA-Proben, um die Verbreitung und Populationsdichte zu untersuchen.
00:06:23: In den sechziger Jahren war der Fischotter ja fast überall in Deutschland vollständig ausgestorben und galt eben in Berlin auch als Verschäulen.
00:06:31: Aber in Brandenburg gab es immer Fischotter und da Berlin ja ... quasi mitten in Brandenburg liegt, haben sich auch in den letzten fünfzig Jahren immer mal wieder einzelne Fischotter nach Berlin verschwommen.
00:06:43: Aber erst so in den letzten fünf Jahren ungefähr kommen Fischotter dauerhaft in Berlin vor und haben da eben feste Revier.
00:06:52: Marco Philippi ist bei der Deutschen Umwelthilfe zuständig für das Projekt Otterstadt Berlin, das von der Stiftung Naturschutz Berlin gefördert wird.
00:07:00: Er hat Naturschutz und Landschaftsnutzung studiert und arbeitet bereits seit vielen Jahren in verschiedenen nationalen und internationalen Artenschutzprojekten.
00:07:09: Seit Jahrzehnte ist er mit dem Fischotter und seinen Lebensraum in und an den Berliner Gewässern.
00:07:17: Ich bin ja bei der deutschen Umwelthilfe zuständig für ein Projekt, das sich eben der Rückkehr des Fischotters nach Berlin widmet.
00:07:25: Und in diesem Projekt arbeite ich ganz eng mit den Stadtnaturangeren der Stiftung Naturschutz zusammen.
00:07:32: In dem Projekt habe ich mir erstmal eben den Lebensraum oder den potenziellen Lebensraum des Fischotters angesehen.
00:07:38: Das heißt, ich habe mir über ein hundert Kilometer Uferlinie angeschaut, um zu gucken, ja.
00:07:43: Wie ist denn da die Lebensraumqualität?
00:07:45: Wo sind die Ufer verbaut?
00:07:46: Wo ist Platz?
00:07:48: Wo gibt es Strukturen, in denen sich der Fischotter verstecken kann, wo er ungestört ist?
00:07:53: Außerdem habe ich mir über zweihundert Brücken angesehen, um die zu beurteilen als Gefahrenquellen, als mögliche Gefahrenstellen für den Fischotter.
00:08:03: Und dann machen wir eben auch ein paar kleine praktische Massen.
00:08:06: Das heißt, wir haben zum Beispiel künstliche Otterverstecke installiert entlang.
00:08:12: der Berliner Flüsse.
00:08:14: Und wir machen in naher Zukunft auch einige praktische Aktionstage, wo wir mit ehrenamtlichen kleine Uferbereiche aufwerten und sie eben als Lebensraum für den Fischotter zu verbessern.
00:08:28: Die Tiere sind also wieder da, zumindest in bestimmten Teilen der Stadt.
00:08:32: Aber wo genau halten sie sich eigentlich auf?
00:08:35: Fischer da kommen in Berlin an den beiden großen Flüssen, Spree und Havel vor, die ja beide durch die Stadt fließen.
00:08:41: Und auch in den Nebenflüssen, das sind zum Beispiel die Erpe, die Wule, die Panker und das Tegeler Fließ, die fließen alle vom Norden kommt, von Brandenburg nach Berlin rein.
00:08:52: Und ja, eher in den Randbereichen der Stadt, da ist an all diesen Gewässern gibt es relativ natürliche Lebensräume, wo die Stadt eben noch nicht so dicht bebaut ist und nicht so dicht besiedelt von Menschen.
00:09:07: Aber die Fischotter schwimmen auch durchaus in die Innenstadt rein und auch schon in sehr urbanen Bereichen tauchen sie mal auf.
00:09:15: Generell haben Fischotter sehr große Reviere und sind sehr mobil.
00:09:19: Das heißt sie können sich über weite Strecken bewegen und können eigentlich überall auftauchen an einem gewissen Stadt.
00:09:27: Dass sie sich ausgerechnet jetzt wieder ansiedeln, hat natürlich verschiedene Gründe.
00:09:32: Ja, es gibt eigentlich zwei Entwicklungen, die eine Rolle spielen bei der Wiederkehr des Fischotters nach Berlin.
00:09:39: Also einmal generell hat sich die Qualität unserer Gewässer verbessert.
00:09:44: Auch in Berlin hat die Wasserqualität sich verbessert.
00:09:48: Gleichzeitig ist es ja so, wenn ein Tier, was fast verschwunden war, ein territoriales Tier wie der Fischotter, was eben feste Riviere hat.
00:09:57: und ja dann wieder seinen Lebensraum zurück erobert, dann besiedeln die Tiere natürlich erstmal die besten Lebensräume, die besten Reviere, dass es da wo es kaum Störungen gibt, das heißt ja in den ländlichen Gebieten in Brandenburg, in den großen Schutzgebieten, da nehmen die Fischhauter erstmal zu und ja das geht dann so weiter bis... überall Reviere besetzt sind und dann kommen immer mehr Jungtiere auf die Welt, die dann auf die Suche gehen nach eigenen Revieren und die versuchen sich dann eben mit der Zeit auch mal in Berlin zum Beispiel niederzulassen, wo es natürlich viel mehr Störungen gibt, wo es aber schon auch prinzipiell geeignete Bereiche gibt, um dort zu leben.
00:10:40: Das klingt erstmal positiv, aber das Leben in der Großstadt bringt auch einige Herausforderungen für die Tiere mit sich.
00:10:47: Also erst mal eine Besonderheit an der Großstadt ist ja, dass einfach überall Menschen sind und die Menschen sich eben auch, genauso wie der Fischotter, sehr gerne am Gewässer aufhalten und da ihre Freizeit verbringen.
00:10:58: Das heißt, sie gehen daden, ja sie fahren mit dem Boot oder mit dem Stand-Up Paddel, sie gehen mit ihren Hunden am Gewässer spazieren und all das sind natürlich Störungen für den Fischotter.
00:11:09: Und das ist nicht das einzige Problem.
00:11:11: Auch der städtische Alltag wirbt Gefahren.
00:11:15: Also einmal gibt es in der Großstadt natürlich die gleichen Gefahren, wie eigentlich überall in Deutschland für den Fischotter.
00:11:22: Die Hauptgefahren sind einmal der Straßenverkehr, der natürlich in Berlin sehr, sehr dicht ist und dann auch weitere Gefahren wie zum Beispiel Fischreusen, in denen Fischotter trinken können.
00:11:34: Eine weitere Besonderheit der Großstadt ist eben, dass die Menschen einfach sehr, sehr viel dichter konzentriert sind und natürlich auch sich gerne an Gewässern aufhalten und ihre Freizeit da verbringen.
00:11:47: Das heißt, sie gehen da spazieren, vielleicht auch mit ihren Hunden.
00:11:50: Sie gehen baden, sie fahren dann mit ihrem Boot oder mit ihrem Centerpanel entlang und das alles sind mit die Störungen auch viel fischert.
00:11:59: Vor allem dort, wo die Stadt besonders dicht bebaut ist, fehlt es den Tieren Anrückzugsorten.
00:12:06: Das heißt, Fischhörter sind nachtaktiv, sie schlafen tagsüber, verstecken sich irgendwo an einer Höhle oder in der Vegetation.
00:12:15: Und wenn dann zum Beispiel ein freilaufender Hund so ein Fischhörter aufstöbert in seinem Versteck, dann muss er flüchten und ja, das ist natürlich eine Störung für ihn.
00:12:26: Das heißt, Einmalig wird das nicht tragisch sein, dann ist er halt in seinem Schlaf gestört und das kostet ihnen Energie.
00:12:34: Wenn das aber immer wieder vorkommt, dann kann das bedeuten, dass das Tier in dem Raum wieder aufgibt, weil es zu viel Stress ist oder im schlimmsten Fall wird die Aufzucht der Jungen dadurch scheitern.
00:12:49: Doch auch die Ufer selbst müssten an vielen Stellen umgestaltet werden.
00:12:54: Also, umso weiter wir in Berlin in die Innenstadt gucken, da sehen wir, dass die gesamten Ufer der Gewässer eigentlich vollständig verbaut sind.
00:13:04: Das heißt, sie sind befestigt mit Spundwänden, mit massiven Ufermauern.
00:13:09: Das heißt, es gibt dort eigentlich gar kein natürliches Ufer mehr.
00:13:13: Ja, das bedeutet, dass diese Bereiche eigentlich als Lebensraum ungeeignet sind, weil es gibt da keine Uferstrukturen, keine Sträucher, keine Bäume.
00:13:22: unter denen sich die Fischhörter verstecken könnten.
00:13:25: Es gibt auch keine natürlichen Höhlen, die Fischhörter nutzen für die Jungaufzucht oder als Schlafplatz.
00:13:33: Ja, und auch bei der Durchwanderung.
00:13:35: Also wenn ein junger Fischotter auf der Suche nach einem Revier jetzt durch Berlin wandern möchte, dann könnten solche Bereiche natürlich ein großes Problem sein, weil es heißt, er kann gar nicht ins Ufer gehen und sich dort auszuruhen, sondern muss eben sehr, sehr lange schwimmen.
00:13:51: Das können bis zu zwanzig Kilometer sein am Stück.
00:13:54: Aber ja, man kann sich vorstellen, dass in zwanzig Kilometer am Stück schwimmen selbst für einen eleganten, wendigen Schwimmer, wie den Fischotter an Herausforderungen sind.
00:14:05: Die beiden Otter bleiben auf dem Grund des Flusses und halten inne.
00:14:09: Sie beobachten, wie die Gefahr vorbeirauscht.
00:14:14: Als das Schiff schließlich in der Ferne verschwindet, wagen sie es endlich wieder aufzutauchen.
00:14:18: Doch die Erschöpfung macht sich bemerkbar.
00:14:21: Ihre Muskeln sind müde.
00:14:23: Sie suchen dringend eine Uferstelle, wo sie an Land gehen können.
00:14:26: Doch die glatten, befestigten Wände des Flusses machen das Unterfangen schier unmöglich.
00:14:31: Immer wieder rutschen sie zurück ins Wasser.
00:14:34: Verzweifelt suchen Felix und Fritzi die Umgebung nach einem geeigneten Platz zum Ausruhen ab.
00:14:40: Nach einer Weile schwimmen sie auf eine Wehranlage zu.
00:14:43: Entkräftet versuchen sie hinaufzukommen, doch das Wasser schäumt Strudel um sie herum und wirft sie zurück.
00:14:50: Gerade als ihre Hoffnung schwindet, erblicken sie ein altes Segelboot, das leicht an einer Betonmauer schrockelt.
00:14:57: Neugierig nähern sich die erschöpften Brüder dem Boot, und betasten mit ihrem Pfötchen die rauhe Bootswand.
00:15:05: Felix, mutig und entschlossen, wagt den ersten Schritt.
00:15:09: Er findet eine rostige Leiter, die vom Wasser zum Steig des kleinen Bootes reicht.
00:15:14: Mit seinen Pfoten klettert er mit letzter Kraft die Leiter hoch.
00:15:17: Fritzi beobachtet seinen Bruder genau und folgt ihm flink.
00:15:21: Schon befinden sich beide auf dem Boot und recken neugierig die Schnorzen in die kalte Nachtluft.
00:15:28: Ein köstlicher Duft von Fisch steigt ihnen in die Nase.
00:15:31: Als sie das Innere des Bootes erkunden, entdecken sie zu ihrer Überraschung einen kleinen Vorrat an Fischresten, die dem Geruch nach noch nicht allzu lange hier liegen.
00:15:42: Die Otter verschlingen die Beute gierig.
00:15:44: Jetzt, da der quälende Hunger gestillt ist, können die beiden Otter sich endlich von den Aufwühlen der Ereignissen des Tages erholen.
00:15:52: Sie kuscheln sich unter ein ausgemustertes Segeltuch, das achtlos im Heck des Bootes liegt und schließen ihre Augen.
00:16:02: Doch während sich Felix und Fritzi endlich ausruhen, werfen wir einen genaueren Blick darauf, was Fischotter in Berlin brauchen und wie man Ottern helfen kann, in so einer Großstadt überhaupt geeignete Lebensräume zu finden.
00:16:19: Um die Lebensräume für den Fischotter in Berlin aufzuwerten, wäre es einmal notwendig, dass Bereiche entstehen entlang der Flüsse in Berlin, die frei sind von Störungen durch den Menschen.
00:16:31: Am besten kann man das erreichen, indem man Bereiche eben für Menschen unzugänglich macht, z.B.
00:16:36: durch dichte Vegetation oder durch Holzzäune, manchmal auch durch Wildzäune.
00:16:42: Die müssen aber durchlässig sein für Wildtiere, das ist wichtig, das zu beachten.
00:16:46: Da ja aber auch gleichzeitig die Erholungsnutzung eine ganz wichtige Funktion ist an den Flüssen in Berlin, ist es eben wichtig, dass das in einer Art Musseik entsteht, also dass sich Flächen... Die Vorweichen für den Menschen bestimmt sind Abwechseln mit Bereichen, die eben für Wildtiere vorbehalten sind.
00:17:04: Ein weiterer Punkt wäre, dass an vielen, gerade an kleineren Gewässern, sehr intensiv gemäht wird oder gepflegt wird.
00:17:11: Das heißt, da werden eigentlich alle Gebüschstrukturen, alle Bestreucher und Büsche entfernt.
00:17:17: Rosgras wird gemäht, sodass eigentlich alle Verstecke verschwinden.
00:17:21: Das heißt, die Pflege ist eigentlich zu intensiv.
00:17:25: Mehr Rückzugsorte und weniger Störungen.
00:17:28: Das fordern viele Expertinnen.
00:17:30: Doch Fischottern hilft auch, wenn die Ufer selbst wieder naturnäher gestaltet werden.
00:17:34: Ja, außerdem gibt es in Berlin ja immer noch an vielen Stellen eben massive Ufermauern, die oft gar nicht mehr so gebraucht werden für den Schiffsverkehr.
00:17:45: Das heißt, an vielen Stellen könnte man die Ufermauern zurückbauen, da wo der Fluss breit genug ist, um wieder natürlich Ufer herzustellen.
00:17:53: Ja, für die Durchgängigkeit der Spree und der Havel ist es wichtig, dass in den Bereichen, in denen es über lange Strecken, Spundwände oder Ufermauern gibt, dass da sogenannte Trittsteinbiotope entstehen.
00:18:06: Also kleine Flächen, die im natürliche Ufer haben, wo sich Tiere wie ein Fischotter eben auf der Wanderung ausruhen können oder strecken zeitweise aufhalten können, damit eben diese Passage, diese Wanderung durch die Stadt durch, wird nicht nur für den Fischotter, sondern auch für viele andere Tiere, auch wenn dann Fischarten brauchen.
00:18:27: Immer mal wieder Strukturen, an denen sie sich aufhalten können, sonst drehen sie irgendwann um, weil ihnen diese eintöningen Mauern zu suspekt sind.
00:18:38: Damit Fischotter Berlin durchqueren können, braucht es also nicht nur ungestörte Rückzugsräume, sondern auch eine bessere Durchgängigkeit der Gewässer.
00:18:46: Das zeigt, Natur braucht Raum.
00:18:49: Doch wie lässt sich dieser Raum schaffen bei all den anderen Ansprüchen an die Berliner Gewässer?
00:18:55: In der Großstadt gibt es ja sehr viele Ansprüche an ein Gewässer.
00:18:58: Und es ist eben wichtig, dass auf planerischer Ebene all diese Ansprüche, also der Tourismus, die Schifffahrt, die Erholung und eben der Naturschutz, dass all diese Anliegen zusammengebracht werden.
00:19:09: Denn Gewässer in der Stadt sind nicht nur Lebensräume für Tiere.
00:19:13: Sie sind auch Orte für Freizeitwohnen und Naherholung.
00:19:16: Und genau darin liegt die Herausforderung.
00:19:19: Gerade an einem Gewässer, das ist natürlich innerhalb der Stadt ein sehr, sehr beliebter Bereich.
00:19:26: Menschen wohnen gerne am Gewässer, Menschen gehen gerne am Gewässer spazieren, Menschen baden gerne im Gewässer.
00:19:32: Gleichzeitig ist es natürlich für den Naturschutz ein ganz essentieller Lebensraum, also ein sehr vielfältiger und wichtiger Lebensraum.
00:19:39: Das heißt, da gibt es sehr, sehr viele Belange, die vereint werden möchten.
00:19:46: großen Stadt, die auch ein beengene Raum hat, eine sehr große Herausforderung.
00:19:51: Aus meiner Sicht eine gute Zielvorstellung wäre, wenn entlang der Flüsse ein Mosaic entsteht, wo diese verschiedenen Nutzungsansprüche sich abwechseln.
00:20:01: Das heißt, es gibt Bereiche, an denen Menschen eben auf einer Liegewiese am Wasser liegen können.
00:20:07: Das gibt Bereiche, die für das Stand-up-Padelfahren vorgesehen sind, aber auch dazwischen eben immer wieder geschützte Bereiche, wo im Fischotter sich zum Beispiel verstecken können und umgestört sich aufhalten können.
00:20:20: Und ein ganz gutes Beispiel dafür ist zum Beispiel die Umgebung der Rumsburger Bucht in Friedrichsenkreuzwerk.
00:20:27: Dort, ja ... ist über die Jahre ein Mosaik entstanden aus geschützten, eingezwahlten Bereichen, wo es relativ naturnahe Oferbereiche gibt.
00:20:36: Gleichzeitig gibt es da eben Fahrradwege und Liegewiesen direkt am Wasser.
00:20:42: Solche Beispiele zeigen ein Nebeneinander von Mensch und Natur ist möglich, denn Planung und Schutzmaßnahmen hand in hand gehen.
00:20:50: Aber das gelingt nur durch die Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Akteure.
00:20:54: Eine große Herausforderung bei Projekten, bei Renaturierungsprojekten an Gewässern ist das immer ganz viele verschiedene Zuständigkeiten und Anliegen auf engen Raum zusammenkommen.
00:21:04: Also es gibt die Schifffahrtsbehörden, es gibt die Stadtplanung, es gibt den Tourismus, es gibt den Naturschutz und all diese verschiedene Naturen müssen zusammenkommen und sich abstimmen, um überhaupt etwas machen zu können.
00:21:17: Am Beispiel der Fischotter wird deutlich.
00:21:19: Naturschutz in der Stadt funktioniert nur gemeinsam.
00:21:22: Denn Planung, Politik und Gesellschaft an einem Strang ziehen.
00:21:30: Nachdem sie den sonnigen Tag ungestört verschlafen haben, bricht die Dämmerung über der Stadt herein.
00:21:35: Vorsichtig und schon wieder hungrig, spielt Felix aus der Deckung des Bootes hervor.
00:21:40: Doch hastig zieht er den Kopf zurück, als er in der Nähe ein lautes, schweres Röcheln hört.
00:21:45: Ein großer Hund steht hächelnd am Ufer.
00:21:48: Sein dichtes Fell hat eine braun, sandfarbene Mischung.
00:21:51: Früher wurden solche Hunde häufig zur Jagd auf Otter gezüchtet.
00:21:54: Der Hund wittert die beiden Wildtiere und beginnt Landheiz zu wählen.
00:21:59: Aufgeregt läuft er auf und ab, zieht an der Leine und möchte am liebsten auf das Boot springen.
00:22:03: Sein Besitzer kann den Hund kaum zurückhalten.
00:22:06: Nur mit großer Mühe zieht er das Tier endlich von seiner Pferde weg.
00:22:10: Schließlich ist die Luft rein.
00:22:12: Geschickt klettern die Otter aus dem Boot und tauchen ab ins kalte Wasser.
00:22:17: Sie haben Glück.
00:22:18: und finden schnell zur Fluss Gabelung zurück.
00:22:26: Die Großstadt scheint kein geeigneter Lebensraum für Orta zu sein.
00:22:30: Das haben Fritzi und Felix in den letzten Tagen am eigenen Leib erfahren.
00:22:34: Die beiden Orta sind froh, endlich einen neuen Weg einzuschlagen.
00:22:38: In der Ferne zeichnet sich eine Silhouette von Bäumen ab.
00:22:42: Vielleicht ein vielversprechendes Zeichen für eine ruhigere Umgebung.
00:22:46: Sie folgen dem Grün und schwimmen weiter Richtung Südwesten.
00:22:56: Otterland erscheint im Rahmen des Projekts Deutschland wieder Otterland.
00:23:01: Ein Podcast der deutschen Umwelthilfe, produziert von Studio thirty-six.
00:23:07: Sprecher war Michael Lott.
00:23:09: Das Projekt Deutschland wieder Otterland wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
00:23:23: Dieser Podcast gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.
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