Folge 04 - In den verschmutzten Gewässern Niedersachsens
Shownotes
Der Weg des flinken Fritzi führt ihn durch verschmutzte Gewässer und überdüngte Felder durch Niedersachsen – zunehmend erschöpft von der langen Suche nach einem eigenen Revier.
In diesem Podcast begleiten wir junge Fischotter auf ihrer Reise durch Deutschland. Getrieben von Neugier und Sehnsucht nach einem geeigneten Lebensraum folgen die kleinen Otter den Flüssen gen Westen, wagen sich über gefährliche Straßen und durch überfüllte Städte. Doch auf ihrem Weg lauern Abenteuer und Gefahren auf sie.
„Otterland“ ist ein Storytelling-Podcast, der eine fiktive Geschichte über eine Otterfamilie quer durch Deutschland erzählt, basierend auf realen Erfahrungen und Fakten zu Fischottern. Ein Hörabenteuer über Mut, Hoffnung, Verlust und die Suche nach einem Zuhause. Gelesen von Michael Lott und Christin Hildebrandt.
“Otterland“ erscheint im Rahmen des Projekts „Deutschland wieder Otterland“ – ein Podcast der Deutschen Umwelthilfe, produziert von Studio36. Das Projekt “Deutschland wieder Otterland” wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Dieser Podcast gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.
🔗 Link zu Folge 1: Tödlicher Asphalt in Brandenburg 🔗 Link zu Folge 2: Durch die Berliner Betonwüste 🔗 Link zu Folge 3: Sengende Hitze in Sachsen-Anhalt
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Transkript anzeigen
00:00:08: Der junge Fischotter Fritzi taucht aus den Fluten der Ohre auf, sein Fell ist noch feucht vom Fluss und der beißende Geruch von Rauch liegt ihm immer noch in der Nase.
00:00:19: Eine Erinnerung an das verheerende Feuer an der Elbe, das ihn von seinem Bruder Felix getrennt hat.
00:00:25: Vorsichtig sucht Fritzi die Ufer ab, seine empfindliche Nase nimmt ungewohnte Gerüche wahr.
00:00:32: Das Wasser schmeckt irgendwie seltsam.
00:00:36: Ein holer Baumstamm am Ufer bietet ihm Schutz für den Tag.
00:00:40: Der Weg war lang.
00:00:42: Während er sich zusammenrollt, spürt Fritzi ein leichtes Jurgen auf seiner Haut.
00:00:47: Er findet nur langsam in einem kurzen, unruhigen Schlaf.
00:00:52: An die Einsamkeit muss sich der kleine Otter noch gewöhnen.
00:00:55: In der Abenddämmerung zieht er wieder los, um seine neue Umgebung zu erkunden.
00:01:09: Euer Podcast rund um den Fischotter in Deutschland.
00:01:12: In dieser Folge begleiten wir einen jungen Otter auf seinem Weg durch verschmutzte Gewässer und über dünkte Felder durch Niedersachsen.
00:01:31: Fritzi gleitet lautlos ins Wasser.
00:01:34: Das weitläufige Grabensystem des Dröhmlings bringt er schnell hinter sich.
00:01:39: Das große Schutzgebiet im Nordensachsen-Anhalt an der Grenze zu Niedersachsen ist bereits von zahlreichen Artgenossen besiedelt.
00:01:47: Dort ist kein Platz mehr für ihn.
00:01:49: Sie verseuchen ihn aggressiv aus ihren Revieren.
00:01:52: Er muss wieder weiter.
00:01:55: Seine Bewegungen sind geschmeidig und effizient, typisch für einen Fischotter auf Beutezug.
00:02:02: Auf der Suche nach einem sicheren Pfad nimmt Fritzi immer wieder Reviermarkierungen anderer Fischotter auf.
00:02:08: Er ist hier nicht der erste.
00:02:10: Er fühlt sich an einem Kampf nicht gewachsen.
00:02:13: Aus Vorsicht hält er sich bei der Durchreise an die größeren Gewässer, anstatt sein Glück an kleinere Nebenflüssen zu versuchen.
00:02:20: Hier kann er leichter und schneller entkommen.
00:02:25: Sein Weg führt ihn durch landwirtschaftlich geprägte Gebiete.
00:02:29: Rechtsacker, links Felder.
00:02:31: Das Wasser riecht
00:02:33: komisch.
00:02:33: Ein Cocktail aus Düngemitteln und anderen Schadstoffen, die von den umliegenden Feldern ins Wasser versickern.
00:02:41: Der Fischotter ist schon eine ganze Weile unterwegs.
00:02:44: Doch er findet auf seinem Streif zu.
00:02:46: kaum Fische.
00:02:47: Nur dichter Alkenteppiche überwuchern den Grund.
00:02:50: Etwas stimmt hier nicht.
00:02:52: Seine Reise führt ihn weiter zur Weser.
00:02:55: Die gemähten und bebauten Ufer bieten kaum Deckung und das Dröhnen der vorbeifahrenden Schiffe lässt ihn ständig zusammenzucken.
00:03:04: Fritzi ist natürliche Scheu vor Menschen und allen ihren Erfindungen wird auf die Probe gestellt.
00:03:10: Das Wasser hier ist noch dunkler und riecht übel.
00:03:13: Ölige schlieren Treiben an der Oberfläche.
00:03:17: Wie soll Fritzi hier überhaupt noch etwas zu fressen finden?
00:03:23: Hintergrundinformationen zum Fischotter von Christine Hildebrand, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Otterland-Projekt.
00:03:35: Trübes Wasser mit Schwebstoffen und Feinsendimenten stören ihn nicht.
00:03:39: Entscheidend ist etwas anderes.
00:03:41: Die Schadstoff- und Nährstoffbelastung im Wasser muss so gering wie möglich sein.
00:03:47: Umso mehr
00:03:47: die Gewässer belastet sind, desto negativer wirkt sich das auf die Verbreitung des Fischotters
00:03:52: aus.
00:03:52: Eins war die Art in Deutschland weit verbreitet.
00:03:56: Doch die Gewässerverschmutzung, zerstörte Lebensräume und intensive Bejagung, sorgten beinahe für das Aussterben.
00:04:04: In den Siebzigerjahren war der Fischotter daher in vielen Regionen Europas nicht mehr aufzufinden.
00:04:10: Heute sieht es schon besser aus.
00:04:12: Strenge Umweltschutzgesetze, das Verbot von Umweltgiften und die Regulierung zur Einleitung von Schad- und Nährstoffen wie zum Beispiel Nitrat, haben dem Fischotter eine Chance gegeben.
00:04:23: Er kehrt langsam zurück, Schritt für Schritt.
00:04:27: Die Ausbreitungsgrenze des osteuropäischen Fischotter-Vorkommens verläuften mitten durch Deutschland.
00:04:33: Um diesen fischotterfreien Korridor wieder zu schließen, kommt unserem Land eine besondere Bedeutung zu.
00:04:40: Schaffen wir es, dem Fischotter den Weg zurück in seine ehemaligen Lebensräume zu ebnen, würde ein wesentlicher Teil der Verbreitungslücke geschlossen.
00:04:50: Die Vernetzung der Population in Europa ist von großer Bedeutung, da sie den genetischen Austausch fördert.
00:04:57: So würden die Bestände widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und das trägt langfristig zum Erhalt der Art in ganz Europa bei.
00:05:06: Der Fischerte ist ein Indikator für die Gesundheit unserer Gewässer.
00:05:10: Wo er lebt und sich erfolgreich fortpflanzt, stimmt die ökologische Balance.
00:05:16: Fischreiche, unbelastete Flüsse und Natur nahe Ufer sind sein Zuhause.
00:05:21: Und das Zuhause zahlreiche andere Arten, die sich mit dem Otter ihren Lebensraum teilen.
00:05:27: Und auch wir Menschen profitieren von sauberen und naturnalen Flüssen.
00:05:32: Sie sind nicht nur wichtig für die Trinkwasserversorgung, sorgen für einen natürlichen Hochwasserschutz und speichern CO², sondern bieten uns wertvolle Räume für Erholung und Freizeit.
00:05:45: Und genau dafür lohnt es sich doch zu kämpfen.
00:05:52: Ja, der Zustand der Fließgewässer, also der Flüsse und welche in Deutschland ist im Moment schlecht und alarmierend.
00:05:59: Die aktuellen Daten zeigen, dass über neunzig Prozent der untersuchten Fließgewässer nicht im guten Zustand sind, durch verschiedene Faktoren belastet wie Schadstoffe, Gewässerverbau, Begradigungen und auch wenige Arten verarmte Lebensgemeinschaften.
00:06:17: Julia von Gönner ist Biologin und koordiniert am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig das Citizen Science-Projekt FLOW.
00:06:26: Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern untersucht sie den ökologischen Zustand kleiner Fließgewässer in Deutschland.
00:06:33: Und der ist, wie aktuelle Daten zeigen, alles andere als gut.
00:06:38: Wie steht es also um die Gesundheit unserer Flüsse?
00:06:41: Das ist auch alarmierend, weil die Wasserrahmenrichtlinie, die im Jahr zweitausend von der EU verabschiedet wurde, eigentlich vorsieht, dass bis zum Jahr twenty-sevenzig alle Oberflächengewässer den guten Zustand erreichen sollen.
00:06:53: Was sehr wichtig ist für die biologische Vielfalt, aber auch für unsere eigene menschliche Gesundheit.
00:06:59: Ja, für Ökosystemleistungen wie den natürlichen Hochwasserschutz, die Wasserversorgung, die Wasserreinigung, die Erholung, genau.
00:07:06: Da sind ganz viele Aspekte dran gekoppelt, die für uns wichtig sind.
00:07:10: Und leider ist es im Moment, sieht das sehr danach aus, dass wir dieses Ziel einfach bei Weitem verfehlen.
00:07:16: Und das ist schon problematisch und zeigt, dass es großen Handlungsbedarf
00:07:19: gibt.
00:07:20: Was hat es mit der Wasserrahmenrichtlinie auf sich und warum spielt sie für unsere Flüsse eine so zentrale Rolle?
00:07:28: Im Jahr zweitausend haben die EU-Mitgliedstaaten beschlossen, dass unsere Gewässer mehr Schutz brauchen und auch mehr Überwachung.
00:07:35: Und dann wurde die Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet.
00:07:39: Und deren Ziel ist es eben, dass alle Oberflächengewässer in Europa in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden.
00:07:46: Doch wie wird überprüft, wie es unseren Flüssen geht?
00:07:49: Auch dafür gibt es klare Vorgaben auf europäischer Ebene.
00:07:54: Genau, und weil das in Europa an vielen... um Fließgewässern eben nicht mehr der Fall ist.
00:07:59: Deswegen hat die EU beschlossen, ein umfassendes System aufzusetzen, mit dem die Umweltbehörden in den einzelnen Ländern die Gewässer dann untersuchen.
00:08:09: Und das sehr spannende und auch sehr wichtige Ergebnis der Wasseranrichtlinie und auch der große Fortschritt ist, dass diese Überwachung des Monitoring einheitlich ist.
00:08:18: Also es wurden EU-weite Standards festgelegt, mit denen die Länder ihre Fließgewässer untersuchen.
00:08:25: Wie genau wird der Zustand unserer Flüsse erfasst?
00:08:28: Und worauf kommt es dabei an?
00:08:30: In jedem dieser ausgesuchten Fließgewässerabschnitte wird die Hydromophologie, also die Gewässerstruktur untersucht.
00:08:36: Das heißt, ist das Gewässer begradigt oder ist es geschwungen?
00:08:40: Sind die Ufer naturner oder verbaut?
00:08:42: Wie sieht der Gewässergrund aus und wie sehen die Strömungsverhältnisse aus?
00:08:46: Dann werden die Lebensgemeinschaften angeschaut, also die Fischfauna, die Insektenlarven, also das Makrozybentus und die Wasserpflanzen und Algen und dann natürlich auch noch die chemische Wasserqualität.
00:08:58: Also ist das Wasser durch Nähr- und Schadstoffe belastet.
00:09:02: Trotz vieler ernüchternder Ergebnisse gibt es auch positive Entwicklungen, sowohl politisch als auch gesellschaftlich.
00:09:09: Trotz der Immer noch unzufriedenstellenden Ergebnisse hat sich viel getan in den letzten Jahren.
00:09:15: Also wir haben verschiedene Projekte, in denen sich Bürgerinnen engagieren können.
00:09:19: Wir haben tolle Umweltverbände, die immer wieder auf das Thema aufmerksam machen.
00:09:24: Wir haben auch politisch viel erreicht.
00:09:25: Also es gibt zum Beispiel seit im Jahr- und-Zwischen- Jahr- und-Zwischen- Jahr- und-Zwischen- Jahr die nationale Wasserstrategie des Umweltministeriums.
00:09:31: wo sehr viele gute Maßnahmen und Handlungsempfehlungen dargelegt werden, wie wir Gewässer schützen und wiederherstellen können.
00:09:39: Das Problem ist hier ein bisschen, dass die Finanzierungsgrundlage fehlt und dass sozusagen auch der politische Wille und die Ressourcen da sein müssen, um das umzusetzen.
00:09:49: Aber ihr wisst genau, was wir tun, wir müssen das nur machen.
00:09:53: Auch auf europäischer Ebene tut sich etwas mit neuen verbindlichen Vorgaben.
00:09:58: Genau, und dann gibt es ja auch seit letztem Jahr die EU-Wiederherstellungsverordnung.
00:10:02: Die EU verpflichtet jetzt ihre Mitgliedsstaaten dazu.
00:10:05: Und zwanzig Prozent der Land- und Lasser-Ökosysteme sollen wiederhergestellt werden.
00:10:09: Das ist jetzt zum ersten Mal auch bündend.
00:10:11: Hier wird es auch sanktioniert, wenn nichts passiert.
00:10:15: Doch wie sieht das in der Praxis aus?
00:10:17: Und was können Bürgerinnen und Bürger konkret beitragen?
00:10:20: Das zeigt das Flow-Projekt.
00:10:23: Flo ist ein Citizen Science-Projekt, das heißt interessierte Lernen, wie man fließtgewässerwissenschaftlich erfasst.
00:10:30: Wir haben Schulungen und auch vertiedene Lernmaterialien, Protokolle, sodass die Teilnehmenden zum Beispiel aus Umweltverbänden, aber auch aus Angelvereinen und Schulen ihre Bäche in einer vergleichbaren Weise untersuchen.
00:10:43: Und dort erfassen wir die Lebensraumqualität, also die Gewässerstruktur.
00:10:48: Wir messen die chemisch-physikalische Wasserqualität mit kleinen Testkits.
00:10:53: Koloremetrische Testkits heißen die.
00:10:55: Dort wird praktisch eine Wasserprobe mit verschiedenen Indikatorlösungen versetzt.
00:11:00: Es stellt sich dann eine Farbänderung ein und die kann mit einer Farbskala verglichen werden, sodass dann Messwerte zum Beispiel für Nitrat, Nitrie, Phosphat abgelesen werden können.
00:11:11: Besonders spannend ist der biologische Teil der Untersuchung.
00:11:15: Er liefert Hinweise auf die Gesundheit des Flosses.
00:11:18: Und die Kernuntersuchung, das Wichtigste praktisch der Flohrmonitoring-Methoden, ist die Makrozybentos-Untersuchung.
00:11:25: Das heißt, dort keschern wir und bestimmen wir die wirbelosen Tiere am Gewässergrund, wie zum Beispiel Köcherfliegenlarven, Eintagspflegenlarven, Steinfliegenlarven, Wiebellenlarven, aber auch so was wie Bachflugrebsen und Käfer, die im Wasser leben.
00:11:39: weil die eben wichtige Zeigearten sind, also Bioindikatoren, die uns Aufschluss über den Gewässerzustand geben.
00:11:45: Wenn nämlich viele Schadstoffe ins Gewässer eingetragen werden, verschwinden die empfindlichen Arten.
00:11:51: Und so können wir über die Änderungen der Artengemeinschaft feststellen, ob das Gewässer gesund ist oder belastet.
00:11:58: Und da haben wir im Flowprojekt in den letzten vier bis fünf Jahren an über hundert Messstellen in ganz Deutschland mit den ehrenamtlichen Gruppen.
00:12:09: ja, den Gewässerzustand untersucht.
00:12:18: Und haben eben gefunden, dass ungefähr sechzig Prozent der untersuchten Bäche dort beeinträchtigt waren, also die Makrozybentos-Gemeinschaft war dann durch diese Schadstoffe verändert.
00:12:29: Und das bestätigt auch die Ergebnisse anderer Studien, zum Beispiel vom Umweltforschungszentrum und vom Umweltbundesamt, die einfach zeigen, dass durch die Fuseeinträge aus landwirtschaftlichen Flächen viele Pflanzenschutzmittel, die eigentlich nicht in Gewässer kommen sollen, doch dort landen.
00:12:46: Ein starkes Signal und ein Beispiel dafür, wie Bürgerforschung wissenschaftlich relevante Daten liefern
00:12:52: kann.
00:12:53: Das Ziel des Flow Projects als Citizen Science Project ist es ja, valide wissenschaftliche Daten zu heben, um eben die Gewässerforschung voranzubringen, weil es gibt sehr, sehr viele Fließgewässer in Deutschland, also insgesamt fünfhunderttausend Flusskilometer und zwei Drittel davon sind wirklich kleine Bäche.
00:13:12: und die Wasserrahmenrichtlinie fokussiert sich aber auf größere... Bäche und Flüsse, einfach aus Kapazitätsgründen, weil die Umweltbehörden nur eine bestimmte Anzahl an Probestellen untersuchen können.
00:13:23: Für die kleinen Bäche haben wir noch sehr wenige Daten und genau dort setzen wir eben mit dem Flowprojekt an und wollen diese Lücke bearbeiten.
00:13:32: Inzwischen arbeitet das Projekt auch immer enger mit offiziellen Stellen zusammen.
00:13:37: Jetzt sprechen wir mit den Umweltbehörden, wie wir die Probestellen abstimmen können, also wie wir gezielt die Teilnehmenden des Flow-Projekts an Bäche schicken können, die noch nicht behördlich überwacht sind.
00:13:50: Wir werden jetzt auch vom Nationalen Monitoringzentrum zur Biodiversität gefördert am Bundesamt für Naturschutz.
00:14:00: An der Weser offenbart sich das ganze Ausmaß der Wasserverschmutzung.
00:14:05: Fritzi Scharfe Sinne nehmen die Veränderungen wahr, auch wenn er sie nicht versteht.
00:14:10: Der Hunger ist mittlerweile riesig und treibt Fritzi sogar dazu, eine Ratte am Ufer zu fangen.
00:14:18: Ein paar Meter weiter trifft Fritzi auf einen abgemagerten Artgenossen.
00:14:22: Dieser ist sichtlich geschwächt, aber verteidigt mit seinen letzten Kräften aggressiv sein Revier.
00:14:29: Sein kehliges Knurren durchbricht die Stelle, gefolgt von einem lauten Pfauern.
00:14:36: Auch der gekrümmte Rücken zeigt Fritzi klar, dass er hier nicht gewünscht ist.
00:14:41: Die beiden Otter stehen sich gegenüber, das Fell gesträumt.
00:14:45: Dann geht plötzlich alles blitzschnell.
00:14:48: Der Otter stürzt sich auf Fritzi, der weicht im letzten Moment aus.
00:14:52: Er ist nicht in der Verfassung, sich zu streiten.
00:14:55: Er ist zugeschwächt und zu unerfahren, um sich gegen einen älteren und größeren Rivalen durchzusetzen.
00:15:03: Schnell taucht er ab, wieder zurück ins trübe und schlammige Wasser und macht, dass er davon kommt.
00:15:10: Schnell schießt er durch die Weser.
00:15:12: Er stinkt nach fauligen Pflanzenresten, aber langsam fühlt er sich wieder sicher.
00:15:17: Doch da verfängt sich Fritzi in einer schwimmenden Mülltüte.
00:15:21: Panikartig versucht er sich zu befreien.
00:15:24: Er windet sich und zerrt an dem Plastik.
00:15:26: Doch die Tüte wickelt sich um seinen Kopf.
00:15:28: Er kann nicht mehr richtig sehen.
00:15:30: Das Plastik schmürt ihn die Luft ab.
00:15:33: Es wird immer enger um seinen Hals.
00:15:35: Er strampelt und kratzt mit seinen Krallen am Kopf.
00:15:38: Mit einem letzten Kraftakt gelingt es ihm, sich zu befreien.
00:15:43: Er ist ein wenig blutig und vollkommen erschöpft, aber er hat noch einmal Glück gehabt.
00:15:56: Die Geschichte von Fritzi zeigt, wie dramatisch die Folgen für Wildtiere sein können, gerade in kleinen, oft übersehenden Gewässern.
00:16:04: Was genau unsere kleinen Bäche so anfällig für Belastung macht und warum sich Schadstoffe dort besonders stark auswirken, hören wir jetzt.
00:16:12: Also zum Beispiel für Kleingewässer im ländlichen Bereich sind tatsächlich die Pflanzenschutzmittel-Einträge besonders problematisch, weil kleine Bäche ja im Vergleich zu ihrer Größe haben eine große Kontaktfläche mit dem Land, aber nur relativ wenig Wasser im Vergleich.
00:16:28: und deswegen sind Schadstoffe, die dort eingetragen werden, sehr hoch konzentriert und haben eben natürlich deswegen auch umso intensive Auswirkungen auf die Insekten, auf die Fische und so weiter.
00:16:38: Nicht nur Schadstoffe sind ein Problem, auch die Struktur des Gewässers spielt eine entscheidende Rolle.
00:16:45: Zum Beispiel ist ja ein Naturnausgewässer, was eine naturnahe Gewässerstruktur hat, also sehr vielfältig.
00:16:51: Es kann zum Beispiel Nährstoffe viel besser abbauen als ein degradiertes und sehr begradetes Gewässer, wo das Wasser nur sehr monoton dahinsuppt, sag ich mal.
00:17:00: Da ist nicht viel Sauerstoffeintrag, geringe Biodiversität, dann ist die Fähigkeit, das Gewässersnährstoffe abzubauen, auch viel geringer.
00:17:08: Doch selten wirkt nur ein Problem allein.
00:17:10: Oft greifen mehrere Faktoren ineinander.
00:17:13: Dann sind es eben viele Faktoren, die sich gegenseitig bestärken und das ist dann eben sehr problematisch.
00:17:18: Also es braucht wirklich praktisch so ein systemisches Umdenken und eben Offenheit auch in vielen Bereichen, also in der Landwirtschaft, in der Gewässerbewirtschaftung, aber auch in der Siedlungsplanung oder auch Flächenplanung, um gewässernaturnah sich entwickeln zu lassen und den Raum zu geben.
00:17:36: Da stellt sich die Frage, woher kommen all die Schadstoffe, die unsere Flüsse belasten?
00:17:41: Also einmal natürlich eine Landwirtschaft.
00:17:43: Also hier werden viele Düngemittel, also Nährstoffe und auch Pflanzenschutzmittel, die toxisch sind für gewisse Organismen, eben in Fließgewässer eingetragen.
00:17:51: Die werden oft bei Niederschlag.
00:17:54: von den Flächen, von den landwirtschaftlichen Flächen in die Gewässer ausgeschwemmt.
00:17:59: Und dann gibt es aber auch Einträge aus Siedlungen, die Kläranlagen wurden in den letzten Jahrzehnten sehr viel besser, aber es gibt immer noch viele Stoffe, die nicht durch Kläranlagen herausgefiltert werden können und die dann mit dem Abwasser, was wieder in die Oberflächengewässer kommt, eben dort landen.
00:18:16: Das sind zum Beispiel Medikamenten, Rückstände oder Hormone.
00:18:19: Und dann natürlich aber auch die Industrie, also bei industriellen Verbrennungsprozessen wie Kohlekraftwerken, Quecksilber und diese Paxsubstanzen, also polyzyklische aromatische Kohlen, Wasserstoffe und die gelangen auch über die Luft in Oberflächengewässer.
00:18:42: Wenn wir den Flüssen und Bechen helfen wollen, dann braucht es wirklich umdenken und sehr viel Mut in verschiedenen Bereichen.
00:18:50: Also einmal ist natürlich wichtig, dass weniger Schadstoffe im Gewässer landen.
00:18:55: Das kann man natürlich einmal dadurch erreichen, dass weniger Dschungelmittel und Pflanzenschutzmittel auf dem Acker eingesetzt werden, zum Beispiel durch biologischen Landbau oder integrierten Pflanzenschutz.
00:19:05: Aber nicht nur die Art der Bewirtschaftung ist entscheidend, sondern auch der Raum rund ums Gewässer spielt eine große Rolle.
00:19:13: Und dann kann man hier aber auch Pufferzonen schaffen.
00:19:16: Also breite Streifen entlang der Gewässer, die naturnah bewachsen sind mit standortypischen Bäumen und Sträuchern wie Erlen und Weiden zum Beispiel.
00:19:26: Und die helfen, die Fließgewässer von Schadstoffen und von Ackerflächen abzuschirmen.
00:19:32: Also auch wenn dort dann Pflanzenschutzmittel verwendet werden und ein Regen kommt, dann kann dieser Gewässer anstreifen, die Schadstoffe.
00:19:40: Ausfiltern abpuffern und dafür müssen die aber auch breit genug sein und müssen naturner sein und dürfen nicht jedes Jahr umgepflügt oder abrasiert werden.
00:19:49: Neben solchen Schutzmaßnahmen gibt es auch direkte Möglichkeiten Gewässer aufzuwerten und das ganz ohne Großbaustelle.
00:19:57: Es gibt ja viele Gewässer-Renaturierungsmaßnahmen, die sehr aufwendig sind, also wo der Bagger kommen muss und so ein langes Plan-Feststellungsverfahren abläuft.
00:20:05: Aber es gibt auch niedrigschwellige Maßnahmen, also sowas wie Ufer-Bepflanzung oder das Einbringen von Stör-Elementen wie Kies und Totholz.
00:20:13: Das können tatsächlich auch engagierte Bürgergruppen und können tatsächlich viel praktisch auch bewirken, wenn sie ihre Gewässer untersuchen.
00:20:21: Und das Flow-Projekt ist dann natürlich auch eine gute Grundlage, um Daten zu erheben.
00:20:25: die dann Hinweise liefern, ah, was könnten wir dann hier jetzt praktisch machen, um den Bach aufzuwerten?
00:20:32: Auch auf technischer Ebene gibt es Stellschrauben, wie etwa in der Abwasserbehandlung.
00:20:37: Ja, natürlich gibt es auch den Ansatzpunkt der Kläranlagentechnik, die noch verbessert werden kann durch die vierte Klärstufe, sodass dann in noch mehr Kläranlagen auch Medikamentenrückstände oder Hormonenähnliche Stoffe rausgefiltert werden können, die dann nicht mehr in den... Gewässern landen, das wäre natürlich auch sehr wichtig.
00:20:54: Und was ich aber jetzt auch aus der Sicht von Citizen Science und dem Flugwerk sagen kann, ist, dass wir einfach noch mehr gesellschaftliche Unterstützung und auch Engagement brauchen, Bewusstsein für die große Bedeutung der Gewässer.
00:21:10: Auch wir als Privatpersonen können einen Unterschied machen und das oft mit ganz einfachen Mitteln im Alltag.
00:21:18: Wir als Konsumentinnen und Bürgerinnen und Bürger können auch was beitragen.
00:21:22: Also zum Beispiel werden ja oft Insektizide oder auch Herbizide verwendet im Garten, manchmal auch im Haus oder wenn man sich vor Mücken schützen will.
00:21:31: Und da lohnt es sich einfach sehr auf biologisch abbaubare oder alternative Produkte zurückzugreifen, die eben nicht die Gewässerorganismen schädigen, weil wenn man eben sich mit Autan und ähnlichen Mitteln einsprüht, die sind toxisch und dann direkt danach in den See geht, dann schädigt man auf jeden Fall die Gewässerorganismen, die dort vorhanden sind.
00:21:52: Wir können natürlich auch in dieser Zeit, wo in mehreren Jahren hintereinander Trockenstress und Dürre herrscht, mit Wassersparsern umgehen und Produkte kaufen und die biologische Landwirtschaft unterstützen, die eben mit Wassersparsern umgehen, sodass unsere Gewässer hoffentlich weniger belastet sind.
00:22:10: Was wir tun oder eben nicht hat direkte Folgen für unsere Flüsse, für die Artenvielfalt, Und für Tiere wie Fritzi.
00:22:21: Einen langen Nacht neigt sich dem Ende zu.
00:22:24: Er schöpft erreicht Fritzi eine Stelle am Ufer der Weser.
00:22:28: Seine Glieder sind schwer und schmerzen und seine Augen suchen hektisch nach etwas zu fressen.
00:22:34: Kann ein Otter in dieser von intensiver Landwirtschaft und Industrie stark beanspruchten Umgebung überhaupt überleben?
00:22:47: Otterland erscheint im Rahmen des Projekts Deutschland wieder Otterland.
00:22:53: Ein Podcast der deutschen Umwelthilfe, produziert von Studio thirty-six.
00:22:58: Sprecher war Michael Lott.
00:23:02: Das Projekt Deutschland wieder Otterland wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukliare Sicherheit.
00:23:17: Dieser Podcast gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.
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