Folge 05 - Wilde Wasser in Thüringen

Shownotes

Fischotter Felix fühlt sich bedroht in einer vom Menschen gestalteten Umwelt – und findet hungrig und erschöpft ein neues Zuhause in den wilden Wassern Thüringens.

In diesem Podcast begleiten wir junge Fischotter auf ihrer Reise durch Deutschland. Getrieben von Neugier und Sehnsucht nach einem geeigneten Lebensraum folgen die kleinen Otter den Flüssen gen Westen, wagen sich über gefährliche Straßen und durch überfüllte Städte. Doch auf ihrem Weg lauern Abenteuer und Gefahren auf sie.

„Otterland“ ist ein Storytelling-Podcast, der eine fiktive Geschichte über eine Otterfamilie quer durch Deutschland erzählt, basierend auf realen Erfahrungen und Fakten zu Fischottern. Ein Hörabenteuer über Mut, Hoffnung, Verlust und die Suche nach einem Zuhause. Gelesen von Michael Lott und Christin Hildebrandt.

“Otterland“ erscheint im Rahmen des Projekts „Deutschland wieder Otterland“ – ein Podcast der Deutschen Umwelthilfe, produziert von Studio36. Das Projekt “Deutschland wieder Otterland” wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Dieser Podcast gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.

🔗 Link zu Folge 1: Tödlicher Asphalt in Brandenburg 🔗 Link zu Folge 2: Durch die Berliner Betonwüste 🔗 Link zu Folge 3: Sengende Hitze in Sachsen-Anhalt 🔗 Link zu Folge 4: In den verschmutzten Gewässern Niedersachsens

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🔗 Zur Website des Projektes “Deutschland wieder Otterland”: https://www.otterland.info/ 🔗 Zur Petition zum Fischotterschutz: https://mitmachen.duh.de/fischotter/?&wc=PCFO25

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Transkript anzeigen

00:00:08: Die Mordendämmerung taucht den Himmel und die Saale in ein mattes lila-farbenes Licht.

00:00:14: Zwischen den dunklen Wellen gleitet der Fischotter Felix dahin.

00:00:18: Seine Reise ist keine gewöhnliche Wanderung.

00:00:21: Der junge Rüde ist auf der Suche nach einem eigenen Zuhause.

00:00:25: In den vergangenen Wochen musste er schon einige Schicksalsschläge hinnehmen.

00:00:29: Ein plötzlicher Waldbrand hatte Felix von seinem Bruder Fritzi getrennt.

00:00:33: Während die Flammen unbarmherzig über das trockene Ufergebiet walsten, blieb Felix keine andere Wahl als allein in die Elbe zu fliehen.

00:00:42: Erst später bemerkte er, dass Fritz ihn nicht mehr an seiner Seite war.

00:00:47: Der Verlust seines Bruders belastet ihn.

00:00:49: Doch in ihm wächst er in Schluss, seinen eigenen Weg zu finden.

00:00:54: Obwohl er gerade unbemerkt von der breiten Elbe in einen schmaleren Fluss eingebogen ist, während er einem Fisch nachjagte, klebt der Rauchgeruch noch beißend in seiner Nase.

00:01:05: Felix schwimmt gegen die Strömung an.

00:01:07: Er saugt die noch kühle Luft tief ein.

00:01:10: An den steinigen Ufern des Flüsse steht das trockene Gras kurz und nur einige wenige Bäume säumen die Ränder.

00:01:18: Dahinter strecken sich Felder bis zum Horizont.

00:01:22: Der junge Fischotter gibt die Hoffnung nicht auf, bald einen Ort zu finden, an dem er endlich bleiben kann.

00:01:32: Otterland, euer Podcast zum Fischotter.

00:01:36: In dieser Folge begleiten wir einen jungen Otter weiter auf seinem Weg bis nach Thüringen, das ihm hoffentlich ein neues Zuhause bietet.

00:01:57: Nachdem Felix zur Stärkung ein paar Fische vertilgt hat, schwimmt er vergnügt weiter.

00:02:02: Der Fluss, wo ihm gabelt sich in zwei Arme.

00:02:04: In der Ferne erkennt er ein Bauwerk und ein Schiff in der linken Abzweigung.

00:02:09: So fällt die Entscheidung leicht und er biegt nach rechts ab.

00:02:13: Nach wenigen Metern vernimmt er jedoch ein leises monotones Rauschen, das stetig lauter wird, bis es selbst das Singen der Vögel übertöt.

00:02:22: Das Geräusch kommt Felix unangenehm bekannt vor.

00:02:25: Auf einer Sandbank macht er kurz Halt, sieht sich um und huscht flink in die sperrliche Deckung eines kleinen

00:02:31: Gebüsches.

00:02:33: Durch

00:02:34: Blätter und Zweige lügt er vorsichtig hervor und entdeckt ein gewaltiges Hindernis über das Schäumend der Flusswelt.

00:02:42: Von Algen überwucherte Steine liegen in einem breiten Streifen vor einem Stauwehr.

00:02:47: Zu hoch und drüber zu klettern und so weit, dass es sich quer über die gesamte Breite des Flusses erstreckt.

00:02:55: Felix erinnert sich, dass er an einem ähnlichen Ungetüm einst mit seinem kleinen Bruder begegnet war.

00:03:01: Es war damals wie heute furchteinflößend und vom Wasser aus unüberwindbar.

00:03:08: Artwönisch betrachtet Felix die Gebäude, die das Wehl zwischen sich einklemmen.

00:03:13: Die Kahlen unverbieten ihm keinerlei Schutz und das tosende Überlaufwasser dröhnt wie ein ständiger Warnruf.

00:03:21: Er überlegt sich von der Strömung zurück zur Flussgabelung tragen zu lassen und eine andere Abzweigung zu nehmen.

00:03:28: Doch erst müde und die Sonne steht schon beunruhigend hoch.

00:03:32: Für Wildtiere wie ihn ist das Wehr nicht einfach nur ein Bauwerk.

00:03:36: Es ist ein Hindernis auf seiner Wanderung durch die Flusslandschaft.

00:03:41: Felix muss das Wasser verlassen und es umlaufen, um weiterzukommen.

00:03:45: Geduckt huschte über flache Sandbänke in den Schatten der einzigen Baumgruppe am Ufer.

00:03:51: Die schmale Straße dahinter macht den Blick frei auf eine riesige Freifläche mit staubtrockendem Gras.

00:03:58: Das vertraute Glitzern von Wasser liegt weiter hinter.

00:04:01: Er sammelt seine letzten Kräfte und allen Mut zusammen und fletzt los.

00:04:07: An der riesigen Konstruktion und einem hohen Zaun vorbei.

00:04:11: Die verdornten Grasheime knistern unter seinen trommelnden Foten, als er endlich das ersehnte Wasser sieht.

00:04:17: Kühen und mit pochendem Herzen überwindet er die letzten Meter, holt zum Sprung aus und wirft sich in die Sicherheit der dunklen Fluten.

00:04:26: Schnell taucht er ab.

00:04:27: Er ist totmüde, ausgezehrt und muss dringend einen Schlafplatz finden.

00:04:37: Mit der aufsteigenden Sonne wird die Saale immer

00:04:39: voller.

00:04:40: Die ersten Boote schaukeln auf den Wellen.

00:04:42: Kanufahrer lachen laut, während Stand-Up-Pattler elegant über das Wasser gleiten.

00:04:48: Für Felix bedeutet dieser Trubel Stress.

00:04:51: Seine Neugier ist im Elend durch Hunger und Müdigkeit gewichen.

00:04:55: Er führt sich bedroht in dieser Welt voller Menschen und ihren lauten gefährlichen Bauwerken.

00:05:01: Immer auf der Suche nach einem sicheren Pfad und einem ruhigen Verstecken.

00:05:07: Felix kämpft sich vorsichtig weiter flussaufwärts nach Süden.

00:05:11: Er muss aufpassen, dass ihm niemand so nahe kommt.

00:05:14: In der nächsten Flussbeuge erkennt er endlich eine größere Gehölzgruppe am linken

00:05:19: Ufer.

00:05:20: Müde, schleppt er sich an Land.

00:05:22: Vor ihm erstreckt sich eine feuchte Wiese mit hohen Gräsern, Schilf und einem großen flachen Tümpel voll Quaken der Frösche.

00:05:32: Flink schnappt er sich einen dicken Frosch, den er schnell verschlingt und zieht sich in einen dichten Reisichhaufen zurück, um endlich Ruhe zu finden.

00:05:44: Hintergrundinformationen zum Fischotter von Christine Hildebrand, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Otterland-Projekt.

00:05:56: Wo einst ungestörte Gewässer und intakte Uferlandschaften den Fischottern Raum zum Leben boten, werden heute Lebensräume durch menschliche Aktivitäten zunehmend fragmentiert und bedroht.

00:06:08: Auch die starke Freizeitnutzung, insbesondere in Städten, sorgt eher nicht dafür, dass sich Orte ansiedeln oder sogar fortpflanzen.

00:06:16: Generell lässt sich festhalten, dass Fischotter zwar sehr anpassungsfähig sind, auch hinsichtlich ihrer Nutzung von Gewässern in Siedlungen jedoch sehr scheue Tiere sind.

00:06:25: Ein Fischotter wird sich in den meisten Fällen gut versteckt halten und unbemerkt fliehen, sobald sich Menschen, Hunde, Boote oder große Mehmaschinen nähern, die die Flussufer freischneiden.

00:06:37: Deshalb brauchen Fischotter überall entlang der Ufer Verstecke zum Ausruhen, um den Taktor sicher verschlafen zu können.

00:06:44: Und auch die Pflege der Ufer anstreifen.

00:06:47: Gemeins sind die Mehrarbeiten, die den Pflanzenaufwuchs entfernen, so dass kale Ufer zurückbleiben, an denen sich keine Maus geschweige denn ein Otter verstecken könnte, ist dies immer seltener möglich.

00:07:00: Fischotter wie fast alle Wildtiere lieben strukturreiche Bereiche.

00:07:04: Das heißt, Ufer mit dichtem Schilf, hohen Stauden, gerne auch brennersellen Bäumen und Sträuchern aus stacheligen Gestrüpp.

00:07:13: Auch für ihr Lieblingsfutter die Fische sind versteckewichtig.

00:07:16: Wachsen am Ufer Bäume bilden sich oft unterspülte Bereiche mit dichten Wurzelgeflecht, die bis weit ins Wasser hineinragen.

00:07:23: Diese werden von vielen Fischen gerne genutzt, um Schutz vor der Strömung zu suchen.

00:07:28: In begradigten Flüssen ohne natürliche Ufer können sich Fische nicht vor ihren Fressfeinden verstecken.

00:07:35: Natürlicherweise übernutzen Fischörter die Gewässer in ihrem Rivieren nicht.

00:07:40: Sie ziehen ständig in ihren weitläufigen Streifgebieten umher und fressen Flussabschnitte niemals leer.

00:07:46: Sie fangen vor allem die Fische, die leicht zu kriegen sind.

00:07:49: Das heißt, langsame Fische, wie alte oder kranke Individuen, ganz gleich welcher Art.

00:07:54: Dadurch sorgen sie auch für ein gesundes Gleichgewicht im Ökosystem.

00:07:59: Die Größe des Reviers hängt jedoch eng mit der Nährungsverfügbarkeit zusammen.

00:08:04: Je weniger Futter, desto größer ist das Revier.

00:08:07: Je mehr, umso kleiner sind die Reviere.

00:08:10: So ist es nicht verwunderlich, dass der eigentlich einzelgängerisch lebende Fischotter bei sehr guter Nahrungssituation sich auch mal sozial und gesellig mit Artgenossen zeigen kann.

00:08:22: Vor allem an Teichen, wo Besatzfische, das heißt gezüchtete Fische, eingesetzt werden.

00:08:28: Die sollten eigentlich von Menschen geangelt oder als Speisefische verkauft werden.

00:08:33: sind die Teiche aber nicht gesichert.

00:08:35: Zum Beispiel durch Elektrozäune sind sie natürlich sehr attraktiv für alle fischpressenden Wildtiere.

00:08:41: Ganz besonders dann, wenn in ihren eigentlichen Fließgewässer-Lebensräumen nur noch wenige Fische leben.

00:08:53: Also die Fischfauner an unseren Fließgewässern, die nimmt ab.

00:08:57: Und da habe ich tatsächlich Bedenken, dass sich das langfristig oder mittelbislangfristig auf den Fisch oder auswirkt.

00:09:03: Maria Schmalz ist Biologin und beschäftigt sich seit fast dreißig Jahren mit dem Fischotter sowie seit vormundzwanzig Jahren mit Fischen.

00:09:11: Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie ein kleines fischökologisches Büro in Thüringen.

00:09:16: Dort untersuchen sie Fischbestände, Fischaufstiegs- und Abstiegsanlagen sowie andere Arten, die am und im Gewässer leben, darunter Krebsen, Muscheln und Fischotter.

00:09:28: Besonders am Herzen liegen Maria die Flüsse und Bäche und das harmonische Miteinander von Mensch und Tier.

00:09:35: Wie beeinflussen Otter die Fische im Fluss?

00:09:38: Und sind sie für deren Rückgang mitverantwortlich?

00:09:42: strömt so viel ein.

00:09:44: Das geht los über die ganzen Strukturveränderungen.

00:09:47: Die haben ja kaum noch natürliche Gewässer.

00:09:49: Die wäre, spielen eine Rolle.

00:09:51: Aber es kommt jetzt der Klimawandel hinzu.

00:09:53: Es wird immer wärmer.

00:09:54: Wir haben immer größere Niedrigwasserperioden.

00:09:57: Davon abgesehen, dass Fische dann unter Umständen Sauerstoffprobleme kriegen.

00:10:02: Es können ganz andere Fischkrankheiten auftreten.

00:10:04: Je wärmer es wird, desto grässlicher sind manche Fischkrankheiten.

00:10:08: bis hin zu, dass zu wenig Wasser im Fluss ist und das gesamte Flusssettiment verbacken ist.

00:10:14: Die können sich in einem Kies, der aussieht wie Beton, einfach nicht mehr fortpflanzen.

00:10:19: Doch nicht nur die Struktur der Gewässer macht den Fischen zu schaffen, auch der fehlende Schnee und ausbleibende Hochwasser setzen ihn zu.

00:10:27: Es gibt keine Frühjahrshochwässer mehr, weil kein Schnee mehr liegt in den Gebirgen.

00:10:31: Der Fluss wird nicht mehr freigespült.

00:10:34: Das sind so Sachen, die wirklich, wirklich problematisch für Fische sind.

00:10:38: Ob der Otter da noch ein, zwei Fische rausholt, spielt wahrscheinlich nicht mehr unbedingt die Rolle.

00:10:43: Ein spannender Perspektivwechsel.

00:10:45: Nicht der Otter gefährdet die Fische, sondern ein ganzes gestörtes Ökosystem.

00:10:50: Es muss uns gelingen, unsere Fließgewässer wieder in einen Zustand zu versetzen, dass die Fische... Also letztendlich geht es bei den Kleinstilbewesen los, dass die ein gutes Auskommen haben.

00:11:00: Das ganze System muss wieder richtig funktionieren.

00:11:03: Dann mache ich mir um den Fischotter eigentlich überhaupt keine Gedanken.

00:11:06: Dann funktioniert das auch.

00:11:07: Aber wir brauchen die Flüsse, wir brauchen die Auen.

00:11:10: Ohne das wird es tatsächlich schwierig und zwar auch für den Menschen.

00:11:14: Der Mensch braucht die Flüsse nämlich ganz genau so wie alle anderen Tiere.

00:11:18: Wenn Mensch und Otter die gleichen Räume nutzen, stellt sich die Frage, was braucht der eine und was der andere?

00:11:25: Fischotter und Mensch leben ja gemeinsam am Gewässer und nutzen die auch gemeinsam.

00:11:31: Zumindest da, wo der Fischotter vorkommt.

00:11:33: Aber sie haben natürlich beide teilweise sehr, sehr unterschiedliche Ansprüche an das Gewässer.

00:11:38: Bei Gewässer muss man sagen, wir reden erst mal über das Fließgewässer, über unsere Flüsse und über unsere Beche.

00:11:44: Wir fangen mal mit dem Mensch an.

00:11:46: Der Mensch hat als erstes den Anspruch an das Fließgewässer gehabt.

00:11:49: Ganz früher, es war eine Gefahr.

00:11:52: Er kam nicht drüber, es gab Hochwässer und so weiter und sofort.

00:11:56: Er musste also erst mal dafür sorgen, dass er sicher am Gewässer wohnen konnte und daraufhin hat er angefangen, sie zu begradigen, sie in ein Korsett zu zwängen, wäre einzubauen.

00:12:07: Er hat natürlich dann auch die Auen trocken gelegt, weil das gute Ackerlandschaften waren.

00:12:12: Dadurch gab es schon mal eine sehr große Umgestaltung, die sich natürlich auch auf alle Gewässer-Lebewesen ausgewirkt hat.

00:12:19: Es ist auch so, dass das natürlich bis heute fort besteht und uns nach wie vor noch beeinflusst.

00:12:26: Was früher mit Hochwasserschutz begann, ist heute Freizeitidele.

00:12:30: Die Nutzung der Flüsse hat sich stark gewandelt.

00:12:33: Aber es sind mittlerweile natürlich auch noch viel mehr Ansprüche hinzugekommen.

00:12:37: Sehr viele Menschen halten sich sehr gerne am Gewässer auf und nutzen es zur Freizeitgestaltung.

00:12:42: Sei es durch Spaziergänger, sei es durch Bootsverkehr, sei es durch das Hobbyangeln.

00:12:50: Und wie sieht es beim Fischotter aus?

00:12:52: Seine Ansprüche unterscheiden sich in einem entscheidenden Punkt.

00:12:56: Für den Fischotter stellt sich das Ganze ein bisschen anders dar.

00:12:59: Der Fischotter hat den einzigen Anspruch, es ist sein Lebensraum.

00:13:04: Er kann nirgends woanders leben, er braucht Wasser.

00:13:08: Er geht auch mal ein paar Kilometer vom Fluss weg, aber er kehrt immer wieder an das Wasser zurück, ohne Wasser kein Fischotter.

00:13:15: Also er ist darauf angewiesen und deswegen muss er natürlich dort irgendwie leben können.

00:13:25: Und wo kommt es zu Konflikten?

00:13:27: Er braucht Versteckmöglichkeiten.

00:13:29: Er braucht Nahrungsgrundlage.

00:13:32: Fische sind nun mal seine Hauptnahrungsgrundlage.

00:13:34: Deswegen muss er die aus dem Wasser holen.

00:13:36: Er braucht Stellen, wo er seine Jungen in Ruhe großziehen kann.

00:13:40: Und das kollidiert natürlich ein bisschen.

00:13:43: Klar, freilich durch viele Freizeitnutzungen, gibt es Störungen.

00:13:48: Durch die Umgestaltung hat er nicht mehr so eine gute Nahrungsgrundlage, weil einfach weniger Fische im Gewässer leben können.

00:13:55: Auf der anderen Seite ist es natürlich, wenn ich jetzt mir die Angenleihe anschaue, ja fast der gleiche Anspruch.

00:14:00: Auch der Angler möchte ein Fisch fangen und der Fischotter möchte auch ein Fisch fangen.

00:14:03: Hier gibt es dann natürlich schon kleine Konfliktmöglichkeiten oder kleine Meinungsverschiedenheiten, sagen wir mal, zwischen Mensch und Fischotter.

00:14:12: Und die Situation spitzt sich an anderer Stelle weiter zu, an Teichen, die der Mensch selbst geschaffen

00:14:18: hat.

00:14:18: In unserer Gewässerlandschaft gibt es ja nicht nur Beche und Flüsse, sondern auch Teiche.

00:14:24: Nun sind Teiche ja vom Menschen hergestellte Gewässerlebensräume.

00:14:29: Das ist schon eine sehr, sehr alte Tradition.

00:14:31: Das ging schon vor über tausend Jahren los, vielleicht sogar nach länger, dass der Mensch sich künstliche Gewässer geschaffen hat.

00:14:38: Und für viele Tiere, die eigentlich in der Aue leben, sind diese Teiche wie so ein Ersatzlebensraum.

00:14:44: Also sie können dort besonders gut leben.

00:14:46: Es gibt dort alles, was es in den Auengewässern eigentlich auch gab.

00:14:50: Nun sagt der Mensch aber, hallo, das ist mein Teich, du hast da drin nichts zu suchen.

00:14:55: Und ist ja ein Stück weit vielleicht auch berechtigt, schließlich hat er das hergestellt.

00:14:59: Und jetzt kommen da X-Tiere und fressen seine Fische auf.

00:15:03: Ist der eine oder andere vielleicht sauer.

00:15:05: Und das ist tatsächlich auch das Hauptthema, was uns derzeit beschäftigt, dass der Fischotter natürlich, er weiß das ja nicht, dass das ein künstliches Gewässer ist und nicht ihm gehört, dass der Fischotter eben die Fische aus den Teichen holt.

00:15:18: Ein klassischer Nutzungskonflikt.

00:15:20: Menschliche Interessen auf der einen Seite, natürliche Instinkte auf der anderen.

00:15:24: Der Otter frisst Fische, das steht außer Frage.

00:15:27: Doch ist er wirklich verantwortlich für den Rückgang der Bestände?

00:15:30: Der Konflikt um den Fischotter, ich nenne es mal so, entzündet sich schlicht und einfach wirklich an seiner Nahrungswahl.

00:15:36: Er frisst Fische, die jemand anderes auch gerne haben will.

00:15:39: Und am Fließgewässer wird ihm tatsächlich oft vorgeworfen, er frisst die Beche leer, er frisst auch Wassergeflügel weg, er frisst Krepse weg, er frisst Muscheln weg.

00:15:51: Ja, all diese Tiere frisst er tatsächlich.

00:15:54: Und es ist auch so natürlich, kann er auch aus dem Fließgewässer durchaus einen großen Teil an Fischen rausholen.

00:16:01: Das Problem hierbei ist, dass unsere Gewässer nicht mehr so aussehen wie vor tausend oder tausend, fünfhundert Jahren oder von mir aus auch vor fünfhundert Jahren.

00:16:09: Es sind viel, viel weniger Fische in unseren Gewässern drinnen und es werden leider tatsächlich auch immer weniger.

00:16:15: Der Otter trifft auf ein System, das ohnehin bereits geschwächt ist und genau darin liegt das eigentliche Problem.

00:16:21: Deswegen ist natürlich der Anteil, den der Fischotter jetzt rausholt, ein größerer als wenn ganz, ganz viele Fische da waren.

00:16:28: Und da kann das natürlich schon mal zu Verlustem führen.

00:16:31: Da ist aber nicht der Fisch oder Schuld, dass es so wenig Fische gibt, sondern letztendlich auch wieder der Mensch.

00:16:36: Er hat auch für die Fische die Gewässer so umgestaltet, dass die keine guten Bedingungen mehr haben.

00:16:42: Eigentlich ist es so, dass eine normale Fischgemeinschaft sogar darauf angewiesen ist, dass immer ein gewisser Teil rausgeholt wird.

00:16:50: Dadurch bleibt diese Population nämlich gesund.

00:16:53: Fressen als Teil des natürlichen Gleichgewichts.

00:16:57: Eine Perspektive, die oft übersehen wird.

00:16:59: In einem anderen Fall, wenn gar kein Fisch verschwinden würde, ja, da würden die Fische krank werden, es wären zu viele auf dem Haufen, die wären dann zu alt, wie auch immer.

00:17:09: Und der Fischotter und auch andere Predatoren oder andere Fischfresser sorgen dafür, dass die Fischgemeinschaften eigentlich gesund bleiben.

00:17:16: Auch der Mensch kann dafür sorgen, das ist tatsächlich so.

00:17:19: Aber wenn die Fischgemeinschaft an sich schon nicht gut ist, dann ... habe ich natürlich unter Umständen ein Problem, wenn jeder nur rausholen will.

00:17:28: Wenn der Mensch rausholt, wenn der Kormoran rausholt, wenn der Reiha rausholt, wenn der Fischotter rausholt, wenn der Waschbär rausholt, das wird vielleicht irgendwann ein bisschen viel.

00:17:37: Dennoch, ich kenne das aus eigenen Erfahrungen, schafft es der Fischotter selbst bei schlechten Fischbeständen nicht, das Gewässer leer zu fressen.

00:17:46: Das geht schlicht und einfach nicht.

00:17:49: Er schafft das nicht im Fließgewässer.

00:17:51: Deswegen ist dort der Einfluss tatsächlich nicht so groß, wie man es ihm oft andichtet.

00:17:57: Die Angst vom legefressenen Bach ist also in vielen Fällen unbegründet.

00:18:02: Aber wie sieht es an Teichen aus?

00:18:04: Dann gibt es natürlich allerdings noch den Konflikt an Teichen.

00:18:07: Teiche sind natürlich anders als Fließgewässer, ein kleines abgeschlossenes System.

00:18:14: Und wenn die sehr klein und sehr flach sind, kann der Fischotter dort sehr effektiv jagen und er kann tatsächlich einen Teich nahezu Fisch leer machen.

00:18:23: Das ist tatsächlich so.

00:18:24: Beim Fischotter ist es nicht so, dass er sich jetzt an den Teich begibt und sagt, oh, hier bleibe ich jetzt die nächsten vier Wochen, hier ist viel Fisch und dann holt er jeden Tag seine Fische raus und dann ist nach vier Wochen leer, so nicht.

00:18:35: Also der kommt vielleicht einmal die Woche, er kommt vielleicht alle zwei Wochen, aber nach einem Jahr kann er schon so viel rausholen, dass der Teich natürlich... mehr sein kann.

00:18:45: Ein echter Konflikt entsteht besonders dann, wenn wirtschaftliche Interessen betroffen sind.

00:18:51: Und hier ist natürlich dann schon verständlich, dass der Teichwirt sagt, das gefällt mir jetzt nicht, dass der Orter alle meine Fische rausholt.

00:18:58: Was macht der Mensch?

00:18:59: Er ist ja auch finderisch, er zieht einen Zauntrum rum.

00:19:02: Mit Strom oder ohne Strom oder wie auch immer, er versucht also letztendlich den Fischorter oder auch andere Tiere aus seinem Teich fernzuhalten.

00:19:10: Das funktioniert sehr gut.

00:19:12: Wenn der Zaun gut gebaut ist, dann kommt der Fischotter tatsächlich nicht rein.

00:19:16: Nun ist es natürlich nicht so, dass man alle Teiche einzäuen kann.

00:19:19: Also wenn ich hier ein fünf Hektar Teich habe, Karpfenteich habe, dann kann ich den nicht einzäuen.

00:19:24: Allerdings ist in einem fünf Hektar Karpfenteich, den kriegt der Fischotter auch nicht leer.

00:19:28: Und damit zurück zur Frage, wie mit solchen Situationen umgegangen werden kann.

00:19:33: Also es ist eine ganz gute Möglichkeit, den Konflikt auch ein bisschen zu entschärfen, wenn man sagt, ja, es ist durchaus legitim, dass der Teichwirt seine Fische schützt, zum Beispiel mit einem Zaun.

00:19:45: Da kommt die Frage auf, wie viele Fischotter gibt es überhaupt?

00:19:49: Und wovon hängt das eigentlich ab?

00:19:51: Wir wissen schlicht und einfach derzeit nicht, was ein natürlicher Bestand des Fischotters ist.

00:19:56: Wir wissen nicht, welche Fischotterdichten vor tausend vor fünfhundert Jahren es bei uns gab.

00:20:02: Wahrscheinlich gab es nicht den Bestand.

00:20:05: Der Fischotter ist als Wildtierart ganz stark von seiner Nahrung abhängig.

00:20:10: Da wo es wenig Nahrung gibt, gibt es wenig Fischotter.

00:20:14: Da wo es viel Nahrung gibt, da kann es auch viel Fischotter geben.

00:20:19: Es gibt auch in Deutschland Gegenden, da ist wäre natürlicherweise relativ wenig Fisch, dort würde auch natürlicherweise wenig Fisch oder Vorkam oder auch andere fisch fressende Tierarten.

00:20:29: und es gibt auch natürlicherweise Gewässerlandschaften, wo es sehr viel Nahrung gibt, dort können auch sehr viele fisch fressende Tierarten leben.

00:20:37: Doch unsere heutige Kulturlandschaft unterscheidet sich deutlich von früher, auch was die Gewässerstruktur betrifft.

00:20:43: In unserer, sag ich mal, modernen Kulturlandschaft ist das ein bisschen... unterschiedlicher noch als in natürlichen Naturlandschaft.

00:20:51: Wir haben Gewässerlandschaften, da gibt es kaum noch natürliche Fließgewässer, da gibt es kaum noch Nahrung, da gibt es vielleicht höchstens ein paar Kräben zwischen Feldern, dort gibt es nicht viele Fische, dort gibt es auch nicht viele Fischotter.

00:21:06: Dann gibt es aber künstliche Gewässerlandschaften.

00:21:08: Es gibt riesengroße Teichwirtschaften, riesengroße Hektarweise Teichlandschaften.

00:21:13: Ein gutes Beispiel ist zum Beispiel die Teichlausitz in Sachsen und in Brandenburg.

00:21:17: Und dort können tatsächlich sehr, sehr viele Fischotter leben.

00:21:20: Also dort gibt es einen sehr, sehr guten Bestand, der allerdings nur dort vorkommt, weil der Mensch dort solche großen Teichlandschaften geschaffen hat.

00:21:29: Wie beeinflusst die gemeinsame Nutzung der Gewässer die Lebensräume und dem Bestand des Fischotters?

00:21:35: Der Bestand des Fischotters wird wahrscheinlich nicht sehr durch Störungen beeinflusst.

00:21:40: Man hat früher immer so gedacht, ja, der störungsempfindliche Fischotter und wo der Mensch vorkommt, dann meidet er es absolut.

00:21:48: Es gibt aber mittlerweile so viele Sichtungen von Fischottern, selbst tagsüber selbst in Städten, dass man das vielleicht ein bisschen überdenken muss.

00:21:56: Er kann ein gutes Stück ausweichen, also ich sage jetzt mal zum Beispiel Stand-up-Petler, die sind ja eher tagsüber unterwegs.

00:22:03: ist sowieso eher nachtaktiv der Fisch oder da kommen sie sich vielleicht nicht so sehr in die Quere, vielleicht in der Dämmerung, ja, da kann das schon mal passieren, aber der Fisch oder taucht ab und dann ist es, ja, sage ich mal, nicht so problematisch.

00:22:16: Doch nicht alle Freizeitaktivitäten verlaufen so konfliktfrei.

00:22:19: Besonders Hunde oder nächtliche Nutzer stellen eine größere Herausforderung dar.

00:22:24: Etwas Problematisches sind vielleicht Spaziergänger mit Hunden, wenn vielleicht die Hunde auch im Ufergebüsch herumstöbern, den Otter aus seinem Versteck vertreiben.

00:22:33: Da fühlt er sich vielleicht doch gestört und meidet künftig diese Stelle.

00:22:37: Oder Nachtangler, die eben nachts auch am Gewässer unterwegs sind.

00:22:40: Da kann es natürlich sein, dass er sich gestört fühlt.

00:22:43: Aber er ist ein relativ intelligentes Tier, er kann das dann auch abschätzen.

00:22:48: Hier gibt es jede Nacht Störungen, da meide ich das eben oder schwimme einfach vorsichtig dran vorbei.

00:22:52: Das ist schon möglich.

00:22:54: Vielleicht ist es tatsächlich ein größeres Problem, wenn er sein Wurfbau anlegt.

00:23:00: Der Wurfbau zur Fortpflanzung, der muss wirklich ungestört sein, da braucht er seine Ruhe.

00:23:05: Das sollte nicht jeder finden.

00:23:07: Wenn es natürlich zu wenig ruhige Stellen gibt, um ein Wurfbau anzulegen, dann kann es schon sein, dass dort einfach weniger Fischotter aufwachsen können, weil die Störungen zu groß sind.

00:23:18: Wie sich solche Störungen auswirken können und wie der Otter damit umgeht, zeigt ein nächtlicher Streifzug an einem Fluss.

00:23:28: Nach zahlreichen Nächten und neuen weiteren Wehranlagen fühlt Felix sich fast schon geübt darin, diese zu umlaufen.

00:23:35: In einigen der angestauten Bereiche hat er sogar gute Beute gemacht.

00:23:40: Am Rande einer Stadt erstreckt sich eine halbwilde Auenlandschaft vor ihm.

00:23:45: Die Duftnoten von Artgenossen treiben ihn jedoch schneller weiter stromaufwärts nach Süden.

00:23:50: Er verlässt die Saale in Richtung der Weißen Elster, die ihn immer weiter nach Südosten und unbemerkt über die Bundeslandgrenze nach Thüringen führt.

00:24:04: Felix wechselt zwischen Schwimmen und der Wanderung zu Fuß am Ufer und meidet das Überqueren von Straßen.

00:24:11: In der nächsten Nacht entdeckt er über einem schmalen Zulauf einige große flache Teiche.

00:24:17: Ein sanfter Wind kräuselt die Wasseroberfläche und im Licht des vollen Mondes glänzen unzählige Fische silbern im seichten Wasser.

00:24:28: Sein Magen knurrt und sein Herz schlägt schneller bei dem Gedanken an eine üppige Mahlzeit.

00:24:34: Erst als er sich weiter nähert, bemerkt er den knisternden Elektrozorn, der in den Zugang zum Fischteich versperrt.

00:24:42: Hier gibt es kein Durchkommen.

00:24:44: Enttäuscht wendet sich Felix ab und trottet zum Fluss zurück.

00:24:48: Nur wenige Meter weiter erblickt er einen Nachtangler am Ufer.

00:24:54: Der Mann sitzt geduldig auf einem kleinen Stuhl und beobachtet konzentriert seine Angelroute.

00:25:00: Er hofft auf einen Aal oder vielleicht auch einen Wels.

00:25:04: Felix schwimmt vorsichtig ein klein Stück näher heran.

00:25:08: Er taucht leise auf, um den Angler zu beobachten und schwimmt dann unentdeckt knapp unter der Wasseroberfläche weiter.

00:25:16: Der Angler bemerkt den jungen Otter im Dunkel der Nacht nicht und startt weiter auf seine Angel.

00:25:23: Nach einer Weile spürt der Angler ein kräftiges Zupfen und tatsächlich er zieht einen dicken Arl aus dem Wasser.

00:25:31: Zufrieden schaut er auf seinen Fang.

00:25:34: Und einige Meter weiter stöbert Felix einen müden Zander im Wurzelgeflecht einer Schwarzerle auf.

00:25:50: Begegnungen wie diese sind selten, aber sie werfen Fragen auf.

00:25:54: Wie gut kann sich der Otter eigentlich an den Menschen anpassen?

00:25:57: Ich glaube, dass sich Mensch und Fischotter sehr gut aneinander gewöhnen können.

00:26:01: Ich glaube, sie machen das zur Zeit sogar.

00:26:04: Der Fischotter ist ein ziemlich cleveres Kerlchen.

00:26:08: Wenn der merkt, es droht ihm keine Gefahr, keine wirkliche Gefahr, dann kann der ziemlich viel ab, denke ich mal.

00:26:13: Wenn er, wie gesagt, Rückzugsplätze hat, ich glaube schon, dass das ein Prozess ist, den wir derzeit auch beobachten können.

00:26:20: Ich glaube, dass sie sehr gut miteinander und nebeneinander herleben können.

00:26:25: Ein oft übersehender Faktor für Fisch- und Otterlebensräume sind sogenannte Querbauwerke in unseren Flüssen.

00:26:32: Was hat es damit auf sich und warum sind sie nicht nur für Fließgewässer ein großes Problem?

00:26:37: Also in unseren Fließgewässern gibt es fast alle ein oder zwei Kilometer ein sogenanntes Querbauwerk.

00:26:43: Querbauwerke können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

00:26:46: Das sind so die klassischen Wehre, die man so kennt, mit Wasserkraftanlagen.

00:26:50: Aber es gibt noch eine ganze Menge mehr.

00:26:52: Denken wir nur an große Staudämme, zum Beispiel an der Bleilochstahlsperre.

00:26:56: Es können aber auch ganz, ganz kleine Schwellen sein.

00:26:59: Da liegt manchmal nur ein Balken im Wasser.

00:27:02: Und dann ist aber schon, ja, ein zwanzig Zentimeter Absturz.

00:27:06: Das kann für Fische schon ein Problem sein.

00:27:08: Und dazwischen gibt es alle Ausprägungen.

00:27:11: Querbauwerke sind für ganz verschiedene Zwecke geschaffen worden.

00:27:14: Ich habe schon erwähnt, die Wehre an den Wasserkraftanlagen, wir haben die Staudämme für die großen Stauseen, die verschiedene Ursachen haben.

00:27:22: Wir haben aber auch sogenannte Stützwehre, damit die Sole stabilisiert wird in einem Fließgewässer.

00:27:28: Manchmal werden Wehre auch eingebaut, um Wasser für eine Fischzucht auszuleiten.

00:27:33: Oder wir haben kleine Querbauwerke, die manchmal auch Sauerstoffanreicherung bringen sollen.

00:27:39: was meistens nicht funktioniert, aber egal.

00:27:42: Querbauwerke entstehen also aus ganz unterschiedlichen Gründen.

00:27:46: Doch ihre Auswirkungen auf das Ökosystem sind meist ähnlich.

00:27:50: Es gibt ganz, ganz viele Ursachen.

00:27:52: Querbauwerke sind für Fließgewässer ein großes Problem.

00:27:56: Das offensichtlichste ist, dass Fische nicht mehr flussaufwärts wandern können.

00:28:01: Das beste Beispiel ist der Lachs.

00:28:02: Der muss vom Meer ganz hoch in die Oberläufe der Gewässer.

00:28:06: Und wenn zu viele Wäre dazwischen sind und die Wäre zu hoch sind, schafft er das schlicht und einfach nicht mehr und kann sich nicht gut fortpflanzen.

00:28:13: Aber was ganz viele nicht wissen, auch unsere ganz normalen Fließgewässerfische wie Fuchelle, wie Esche, selbst die kleine Ellritze, die müssen flussaufwärts wandern, um sich fort zu pflanzen.

00:28:24: Es gibt fast keine Fischort bei die nicht wandern muss.

00:28:28: Wenn ich natürlich ein Wehr habe, wo der Fisch nicht mehr drüber kommt, kann er sich vielleicht nicht fortpflanzen.

00:28:32: und schon habe ich wieder wenig auf Fische.

00:28:35: Und genau das trifft auch den Fischorder, denn weniger Fische bedeuten weniger Nahrung.

00:28:40: Welche Schwierigkeiten können noch auftreten?

00:28:43: Allerdings hat auch der Fischotter unter Umständen das Problem, dass auch für ihn ein Wehr zu hoch, zu glatt, aus Beton gebaut ist.

00:28:50: Vielleicht sind links und rechts noch große Mauern, sodass er auch nicht einfach so dran vorbeilaufen kann.

00:28:56: Vielleicht ist links und rechts eine Stadt mit Straßen.

00:28:59: Also unter Umständen muss er wirklich aus dem Gewässer raus und hat dann wieder die Gefahr, dass er überfahren wird, dass er vielleicht die Mauern nicht überwinden kann, dass er viel weiter tatsächlich wandern muss, dass er viel weiter unten aussteigen muss, um das Ganze zu umgehen.

00:29:13: Es gibt Wäre, die sind völlig unproblematisch für ein Fischotter.

00:29:16: Gerade alte Wäre, die vielleicht schon zwei, dreihundert Jahre alt sind, die sind oft ganz rau, die sind nicht so hoch.

00:29:22: In manchen Fällen kann der Otter sogar von solchen Stellen profitieren.

00:29:25: Zumindest kurzfristig.

00:29:27: Da habe ich sogar gute Forschungsergebnisse, sodass die da sehr gerne sogar jagen im Wehrkolk.

00:29:33: Da stehen nämlich die Fische und können nicht weiter.

00:29:35: Jehu, das ist ja tatsächlich eine Art Kühlschrank für den Fischotter.

00:29:38: Kühlschranktür auf, Fische fangen, Kühlschranktür wieder zu.

00:29:41: Also er profitiert ein Stück weit davon.

00:29:43: Und diese rauen Alten wäre kann er auch locker hoch klettern.

00:29:46: Das ist kein Problem.

00:29:48: Aber diese hohen Beton wäre große Staumauern.

00:29:50: Die sind tatsächlich ein Problem.

00:29:52: Hier in Thüringen hatte ich mehrere Beispiele dafür.

00:29:56: dass der Fischotter sich ausgebreitet hat, aber an einem großen Staudamm ging es erst mal nicht weiter.

00:30:01: Da hat es viele, viele Jahre gedauert, bis er irgendwie den Sprung dann sozusagen über diesen großen Staudamm geschafft hat und dann auch oberhalb dieses Staudammes mal Fischotter aufgetaucht sind.

00:30:14: Ja, es gibt also vielfältige Probleme durch diese Staudämme.

00:30:19: Was also lässt sich tun, um dem Fischotter zu helfen und gleichzeitig Konflikte mit den Menschen zu vermeiden?

00:30:25: Alles, was Fischen hilft, hilft dem Fischotter.

00:30:28: Das ist ganz klar.

00:30:29: Also Rehnaturierungen brauchen wir auf jeden Fall.

00:30:32: Wir brauchen mehr Platz für die Flüsse.

00:30:34: Wir brauchen funktionierende Auen.

00:30:37: Wir müssen es irgendwie schaffen, dass nicht mehr so viele Stoffgemische, wo auch immer die herkommen, in den Fluss gelangen.

00:30:44: Das ist eine ganz wichtige Aufgabe.

00:30:45: Das ist aber eine ganz langfristige Aufgabe, wo auch viele zusammenarbeiten müssen.

00:30:49: Das ist aber das Wichtigste.

00:30:51: Für den Fischotter selber ist es tatsächlich wichtig, dass er eben Fische fangen kann, selbst wenn die Gewässer noch nicht ganz in Ordnung sind.

00:30:59: Er muss aber auch sicher leben können.

00:31:01: Er braucht Verstecke, da sind wir schon darauf eingegangen.

00:31:04: Er braucht aber auch Brücken, die ungefährlich sind, wo er darunter durchlaufen kann.

00:31:10: Solche Maßnahmen helfen nicht nur dem Otter, sondern vielen Wildtieren in unseren Landschaften.

00:31:16: Auch das ist zum Beispiel... Geschichten, die nutzen anderen Tierarten ganz genauso.

00:31:19: Das nutzt auch dem Dachs, dem Rehe und selbst der Hauskatze, dass sie straßengefahrlos unterqueren können.

00:31:27: Das ist eine wichtige Maßnahme zum Beispiel.

00:31:30: Aber genauso wichtig ist es auch, dass wir es schaffen, den Konflikt.

00:31:34: Ja, gut zu bearbeiten.

00:31:36: Ich habe immer so ein bisschen Sorge, dass es dann doch auch mal hier und da jemand den Nase voll hat und dort ein Fisch oder mal entnimmt, obwohl es illegal ist.

00:31:44: Das muss nicht sein.

00:31:45: Wir müssen den Konflikt bearbeiten.

00:31:47: Und dazu ist es zum Beispiel tatsächlich auch wichtig, dass es gute Möglichkeiten gibt, dass der Teichwirt seine Fische schützt, dass es ihm erlaubt wird, ein Zaun zu bauen.

00:31:56: Gerne in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden, dass er einfach auch ein Auskommen hat, das er sicher sein kann, die Fische, die er einsetzt, da holt er auch ein Teil wieder raus.

00:32:05: Ich kenne sehr, sehr viele Teichwürde, die sagen, ja, meine Güte, ein bisschen Schwund ist immer.

00:32:09: Aber hundert Prozent Schwund ist mir einfach ein bisschen zu viel.

00:32:12: Damit solche Sorgen gar nicht erst eskalieren, braucht es vor allem eines.

00:32:17: Verständigung.

00:32:18: Und da ist der Schutz vor den Fischotter, vor Predatorn, ein Baustein.

00:32:23: Und den finde ich auch ganz, ganz wichtig.

00:32:25: Und da finde ich es auch ganz, ganz wichtig, dass die verschiedenen Interessengruppen aufeinander zugehen und vielleicht auch mal eine Naturschutzbehörde sagt.

00:32:33: Naja, wir sind zwar jetzt hier im FFH-Gebiet, aber ich finde es trotzdem wichtig, dass du hier deine Fische bewirtschaftest und wir können mal einen Zaun bauen, vielleicht nur zu bestimmten Zeiten oder wie auch immer, dass man einfach aufeinander zugeht, kompromissbereit ist.

00:32:48: Das sieht zwar jetzt alles sehr indirekt aus, aber solche Geschichten können sehr, sehr viel helfen.

00:32:55: Aufeinander zugehen, das ist sowieso eine ganz große gesellschaftliche Aufgabe.

00:32:59: Aber was können wir als Einzelne tun?

00:33:01: unabhängig von Behörden, Teichwirtschaft oder Renaturierung.

00:33:05: Der Schütz des Fischortes ist eigentlich eine Sache, wo jeder von uns ein bisschen dazu beitragen kann.

00:33:10: Und das beginnt im Kleinen, auch direkt vor unserer

00:33:13: Haustier.

00:33:14: Das Schöne wäre, wir Menschen würden einfach nicht jeden Quadratmeter nutzen, sondern einfach den Wildtieren auch ein bisschen Platz lassen.

00:33:21: Selbst in dicht besiedelten Gebieten geht das einfach, dass man kleine Wildnisstrecken auch am Fluss in Ruhe lässt und einfach sagt.

00:33:28: Dort haben die Tiere ihre Ruhe, dort können sie sich zurückzuhören.

00:33:31: Und ich glaube, dann klappt das auch ganz gut, dass beide den Fluss nutzen, Mensch und Otter.

00:33:37: Ich würde mich riesig freuen, wenn Felix in Thüringen bleibt und unseren Fischotterbestand hier auch ein bisschen vielfältiger macht.

00:33:50: Ob Felix in Thüringen ein Zuhause findet?

00:33:53: Die friedliche Ruhe hält nicht lange an.

00:33:55: Während Felix den Fisch genüsslich auf den ins Wasser ragende Wurzeln verspeist, bemerkt er plötzlich eine dunkle Silhouette hinter sich.

00:34:03: Er tritt sich um und sieht einen Waschbären auf sich zukommen.

00:34:06: Groß und kräftig mit funkelnden Augen voller Neugierde.

00:34:10: Oder Hunger?

00:34:12: Felix Instinkte sagen ihm, dass Vorsicht geboten ist.

00:34:16: Mit dem halben Fisch noch in der Schnauze blickt er zwischen dem Angler am anderen Ufer und dem heranahenden kleinen Bären hin und her.

00:34:25: Könnte er es mit ihm aufnehmen?

00:34:27: Oder stellt er eine ernsthafte Bedrohung dar?

00:34:30: Er entscheidet sich für einen taktischen Rückzug ins Wasser.

00:34:33: Er will über keine weiteren Risiken reingehen.

00:34:39: Im Morgengrauen erreicht er einen ruhigeren Abschnitt der Älste.

00:34:43: Dichter Uferbewuchs, klares Wasser und reichlich Nahrung scheinen diesen Ort zu einem idealen Revier zu machen.

00:34:50: Die letzte Markierung eines männlichen Artgenossen liegt auch ein gutes Stück zurück.

00:34:55: Stattdessen nimmt Felix den angenehmen Duft

00:34:58: eines

00:34:58: Otterweibchen zwar.

00:35:00: Doch in einer Welt voller menschlicher Eingriffe bleibt nichts gewiss.

00:35:04: Bietet dieser Ort wirklich genug Sicherheit für einen jungen Otter?

00:35:09: Es ist das erste Fleckchen Erde, das Felix auf seiner Reise durch Deutschland bisher finden konnte.

00:35:15: Es ist ruhig, sauber und es gibt genug Nahrung.

00:35:19: Felix ist angekommen.

00:35:29: Otterland erscheint im Rahmen des Projekts Deutschland wieder Otterland.

00:35:34: Ein Podcast der deutschen Umwelthilfe produziert von Studio thirty-six.

00:35:40: Sprecher war Michael Lott.

00:35:44: Das Projekt Deutschland wieder Otterland wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukliare Sicherheit.

00:35:59: Dieser Podcast gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.

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